Wasser wird zur strategischen Ressource. Ein Großteil der Menschheit ist von massiver Wasserknappheit bedroht. Privatwirtschaftliche Investitionen können unter den richtigen Bedingungen zu einer Effizienzsteigerung und damit zur weltweiten Sicherung der Wasserversorgung beitragen. Anleger können mit Investitionen in nachhaltige Unternehmen der Wasserwirtschaft gleichermaßen zu einer positiven Entwicklung beitragen und gute Renditen erzielen.

Basel, 20. März 2003. 2003 ist das internationale Jahr des Wassers. Weltweit leben 1,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Im gerade veröffentlichten Weltwasserentwicklungsbericht der UNO wird von einer Wasserkrise gesprochen, weil bis 2050 bis zu 7 Milliarden Men-schen von Wasserknappheit betroffen sein können. Die Verbesserung der Wasserversorgung und der Schutz der Wasserressourcen vor Übernutzung und Verschmutzung werden deshalb zur globalen Zukunftsaufgabe für eine nachhaltige Entwicklung. Dazu können auch Privatunternehmen der Was-serwirtschaft beitragen. Für nachhaltig orientierte Anleger, die eine gute Rendite erwirtschaften und gleichzeitig ökologisch und sozialverantwortlich investieren wollen, eignen sich defensive Wasserversorger, innovative Technologieunternehmen und große Industrieunternehmen, die mit der wichtigen Ressource effizient und damit kostensparend umgehen.

Wasser wird zur strategischen Ressource

Gerade in wasserarmen Regionen, etwa in den Flussgebieten am Jordan und Euphrat-Tigris, stellt die Ressource Wasser ein Herrschaftsinstrument mit erheblichem Konfliktpotenzial dar.
Besonders kritisch ist die Situation in Gebieten, wo beispielsweise für die notwendige künstliche Bewässerung nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Paradebeispiel ist der Baumwollanbau, der mit dem immensen Verbrauch von 29.000 Litern Wasser pro Kilogramm Ernteprodukt ein unrühmlicher Spitzenreiter ist. Die Landwirtschaft ist weltweit für 70-75 Prozent des Süßwasserverbrauchs verantwortlich, gefolgt von der Industrie (20-25 Prozent) und privaten Haushalten (5-10 Prozent).

Rolle von Privatunternehmen bei der Lösung der Wasserkrise

Ziel der UNO ist es, den Anteil der Weltbevölkerung ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und ohne ausreichende sanitäre Einrichtungen bis 2015 zu halbieren (Millenium-Gipfel 2000, Weltnachhaltigkeitsgipfel 2002).
Um den hierfür erforderlichen massiven Ausbau der technischen Infrastruktur für die Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung zu gewährleis-ten, müssen laut UNO die jährlichen Ausgaben von derzeit 30 Milliarden US-Dollar weltweit um zusätzliche 14 bis 30 Milliarden US-Dollar gesteigert werden. Dazu sollen auch Privatunternehmen der Wasserwirtschaft beitra-gen: Ihr Engagement wird von Regierungen und internationalen Organisati-onen, etwa der Weltbank, speziell gefördert. Die Privatisierung soll Investitionen finanzieren und zusätzlich durch Nutzung von Managementwissen und technischem Know-How eine Effizienzverbesserung bewirken.

Kritik an einer Privatisierung

Die Voraussetzung für eine Privatisierung der Ressource Wasser ist ihre Kommerzialisierung, das heißt, es muss ein Preis erzielt werden, der längerfristig gewinnbringend ist. Wenn Wasser aber als Menschenrecht angesehen wird, steht die Kommerzialisierung im Widerspruch zu dem öffentlichen Auftrag, auch ärmere Regionen ausreichend mit Wasser zu versorgen. Dies kritisiert eine breite Front von Privatisierungsgegnern.
Erfahrungen in Großbritannien lassen zudem deutliche Preissteigerungen als Folge der Privatisierung erwarten. In Bolivien haben sprunghaft gestiegene Preise zu einem Generalstreik geführt, der schließlich zum Rückzug des privaten Wasserversorgers, dem US-Unternehmen Bechtel, führte. Wei-tere Kritikpunkte an einer Privatisierung sind die Macht- und Monopolstel-lung der meist international operierenden großen Konzerne gegenüber den lokalen Verwaltungen und die häufigen Fälle von Korruption im Rahmen der Vergabe der Konzessionen bzw. Verträge.

Private Wasserwirtschaft hat unterstützende Funktion

Ein zweiter wichtiger Grund, der neben der Kommerzialisierung für eine Be-grenzung privatwirtschaftlicher Engagements in der Wasserwirtschaft spricht, resultiert aus der Situation der wasserarmen Entwicklungsländer: Dort sind gesamtgesellschaftliche, sogar länderübergreifende Kooperatio-nen, etwa zwischen verschiedenen Nutzergruppen, Versorgern und Behörden, erforderlich. Insofern können private Wasserversorgungsunternehmen immer nur eine Unterstützung darstellen. In diesem Rahmen kann eine Privatisierung aber durchaus zu Investitionen für den Ausbau und die Effi-zienzverbesserung von Wassernetzen beitragen, die den knappen Kassen der öffentlichen Haushalte verwehrt ist.

Wasser als Thema für nachhaltig orientierte Kapitalanleger

Unabhängig von der Frage der Privatisierung ist klar, dass die Sicherung der Wasserversorgung ein zentrales Thema für eine weltweit nachhaltige Entwicklung ist. Für nachhaltig orientierte Anleger, die neben einer guten Rendite auch Sozial- und Umweltkriterien bei der Kapitalanlage berücksichtigen wollen und damit zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, ist der Wassersektor interessant für Investments.
Da private Unternehmen unterstützend, nicht aber als treibende Kraft zur Sicherung der Wasserversorgung beitragen können, ist der effektive Beitrag zur "Lösung der Wasserkrise" durch Aktienanlagen in diese Unternehmen eher begrenzt. Außerdem können die relevanten Unternehmen trotz ihrer "nachhaltigen" Kerntätigkeit auch "nichtnachhaltig" agieren, etwa durch Be-stechung bei der Auftragsvergabe. Deshalb sollten nur die nachhaltigeren Unternehmen für ein Investment in Frage kommen. Um die Nachhaltigkeit zu messen, ist eine umfassende Umwelt- und Sozialbewertung des Unternehmens erforderlich. Die Bank Sarasin hat als einer der führenden Anbieter von nachhaltigen Kapitalanlagen in Kontinentaleuropa mit der "Sarasin Sustainability Matrix®" ein Kriteriensystem entwickelt, dass die Messbarkeit und Vergleichbarkeit von Unternehmen unter nachhaltigen Aspekten ermöglicht.

Interessante Unternehmen für die nachhaltige Kapitalanlage

Für eine Aktienanlage sind aus nachhaltiger Sicht Wasserversorgungsunternehmen, etwa Vivendi Environnement oder aus Großbritannien Severn Trent und Kelda interessant.
Auch Hersteller von Anlagen und Technologien zur Wasser- und Abwasser-aufbereitung eignen sich für ein Investment: So zum Beispiel Wedeco, das in der Wasseraufbereitung durch UV-Technologie tätig ist und Solarfabrik, das Photovoltaik-Module für die Stromerzeugung herstellt und spezielle Produkte für den Betrieb solarbetriebener, netzunabhängiger Wasserpumpen anbietet. 
Bei Investitionen in Wasserverbraucher erzielen die Anleger die stärkste Hebelwirkung bei Unternehmen, die sich durch einen besonders effizienten Umgang mit Wasser auszeichnen, speziell, wenn sie in wasserarmen Regionen tätig und große Wasserverbraucher sind. Dies gilt besonders für die Bereiche Bergbau und Metallerzeugung, Chemie, Textil und Leder, Zellstoff und Papier sowie Nahrungsmittel. Unilever, Niederlande, ist eines der nach-haltigsten Unternehmen der Nahrungsmittel- und Konsumgüterindustrie: Unilever hat den Wasserverbrauch pro produzierte Menge seit 1997 weltweit um 25 Prozent reduziert und die Entwicklung von Waschmitteln für Entwick-lungsländer vorangetrieben. Henkel (Deutschland) ist eines der führenden Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit überhaupt. Weltweit wurde der Wasserverbrauch in der Produktion pro Tonne Output seit 1992 um ca. 50 Prozent reduziert. An einigen Standorten wird die Waschmittelproduktion vollständig abwasserfrei durchgeführt. Zusätzlich hat Henkel spezielle Waschmittelprodukte, wie zum Beispiel "Tabs", entwickelt.

Bei Anleihen kommen in erster Linie Organisationen in Frage, die die Finanzierung von Infrastrukturvorhaben bei der Wasserversorgung fokussieren und damit ein direkteren Bezug zur Lösung der Wasserprobleme haben als Privatunternehmen. Die Weltbank ist mit einem Kreditvergabevolumen von rund 1 Milliarde US-Dollar ein sehr wichtiger Akteur. Zwar wird sie we-gen fragwürdiger Projekte im Bereich Wasserressourcen auch stark kriti-siert, konsequente Verbesserungsbemühungen, etwa die Auflegung spezieller Programme für die Wasserversorgung in ärmeren Regionen, machen Anleihen der Weltbank zu einem sozial- und ökologisch verantwortungsvollen Investment.

Von Andreas Knörzer, Direktor & Leiter Sustainable Investment und Dr. Eckhard Plinke, Leiter Sustainable Research, Bank Sarasin & Cie AG, Basel.