Zu den Höhenpunkten des FONDS professionell KONGRESSES gehört zweifelsohne der Sauren Fondsmanager-Gipfel (>> zum Video) an dessen Beginn es dieses Jahr einen Schockmoment gab: Starmanager Bert Flossbach musste sehr kurzfristig krankheitsbedingt absagen. Aber Glück im Unglück: Olgerd Eichler, Fondsmanager bei Mainfirst, sprang ein. Damit konnte die Diskussionsrunde mit Moderator Eckhard Sauren sowie den Managerlegenden Peter E. Huber, der nun den Mischfonds Huber Portfolio verantwortet, und Jens Ehrhardt, Gründer und Chef von DJE Kapital, losgehen.

Peter E. Huber wies zum Auftakt des Gespräches darauf hin, dass es bei der Inflation zwei Aspekte zu beachten gilt. Bei der normalen Inflationsrate, die Energiekosten einschließt, gebe es eine Entlastung. Anders bei der Kerninflation. "Diese frisst sich gerade durch die Wirtschaft", so Huber. Jens Ehrhardt ging auf den Zusammenhang von Inflation und Zinsen ein – und die Auswirkungen auf Anleihen: "Es gibt wieder Zinsen für diese, sodass etwa zehnjährige US-Staatsanleihen durchaus interessant sein können."

Zinsänderungsdilemma
Einen weiteren wichtigen Punkt sprach Huber an: Die Notenbanken stecken in einem Zinsänderungsdilemma. "Die Zentralbanken müssten wegen der Inflation die Zinsen erhöhen, müssen gleichzeitig aber auch Bankpleiten wie im Falle der Silicon Valley verhindern." Die SVB musste aufgeben, weil sie viel Kapital in Anleihen investiert hatte, deren Kurse im Zuge der steigenden Zinsen stark sanken. Die Fed versuche das Dilemma zu lösen, indem sie zwar die Zinsen anhebt, gleichzeitig aber Liquidität für die Banken bereitstellt. Das könne nicht funktionieren, meint Huber. Eins ist für ihn aber klar: Müsste die Europäische Zentralbank (EZB) zwischen Inflationsbekämpfung und der Stabilität der Finanzmärkte entscheiden, sie würde Letzteres wählen.

Zu den aktuellen Problemen im Bankensektor gehört nicht zuletzt die Schieflage der Credit Suisse. Nach Ansicht von Olgerd Eichler war die Schweizer Bank schon vorher wegen der vielen Skandale und der Strategie im Investmentbanking ein Problemfall. Allerdings war die Eigenkapitalquote der Credit Suisse ausreichend. Der Grund für das Aus sei ein Bank Run durch Kunden gewesen, die massiv Gelder abgezogen haben. "Die Credit Suisse wurde vom Markt an die Wand gedrängt." Auch die SVB war Eichler zufolge ein Einzelfall, sie kam wegen ihres Geschäftsmodells durch die Zinsänderungen unter die Räder. 

Ehrhardt: Probleme bei kleineren US-Banken
Probleme sieht DJE-Chef Jens Ehrhardt für einige US-Banken. Der Grund: Gerade die vielen kleineren Regionalbanken haben rund 70 Prozent der Kredite für die gewerbliche Immobilienwirtschaft ausgegeben. Diese seien auch durch Kundeneinlagen gedeckt. Wenn es zu einer Krise am US-Immobilienmarkt komme, dann haben auch die Banken ein großes Problem wegen der Kreditausfälle.

Ferner fragte Moderator Sauren, wie die drei Diskutanten das Risiko einer Rezession einstufen. Huber geht davon aus, dass hierzulande eine kommt. Eichler rechnet mit einer Rezession in den USA, aber einer milden: "In den USA wird das Wachstum vielleicht minus ein Prozent betragen und auch nur für kurze Zeit." In Europa dagegen werde sich die EZB mit einer aggressiven Politik, etwa auch wieder mit Anleihenkäufen, gegen eine Rezession stemmen. "Zudem ist die globale Konjunkturlage gar nicht schlecht. In China wird nach der Pandemie wieder der Konsum angekurbelt, die Menschen wollen wieder kaufen und auch reisen. Daher glaube ich nicht an eine weltweite Rezession", so Eichler.

Aktien: Kaufen?
Am Schluss wollte Dachfonds-Pionier Sauren noch wissen, wie die drei Topmanager aktuell zu Aktieninvestments stehen. Jens Ehrhardt erklärte, dass er im Moment eine durchaus positive Haltung zu Renten habe, was eben auch darauf beruhe, dass die Auswahl auf der Aktienseite nicht groß sei. Einige Aktien seien zwar immer noch zu finden, allerdings gebe es in vielen Bereichen derzeit keine klaren Kaufsignale. "Das monetäre Umfeld mit der Inflation macht es schwierig, unterbewertete Aktien zu finden", so Ehrhardt. Hinzu komme, dass bei einem generellen Rutsch an den Märkten auch Aktien unter die Räder geraten. "Auf lange Sicht kommt man um Aktien aber nicht herum!"

Huber berichtete, dass er in seinem Huber Portfolio im Moment nur zu 63 Prozent in Aktien investiert sei – der niedrigste Wert bisher. Grundsätzlich sei er aber ein Aktienfan, die fundamentalen Bewertungen der Papiere seien gut, auch diejenigen von Aktien deutscher Unternehmen. Allerdings gebe es im Moment ein Problem: eine mögliche Rezession. Dagegen ist Olgerd Eichler eindeutig positiv für Aktien, gerade auch jetzt: "Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren mit der Corona-Pandemie sowie dem Ukraine-Krieg und auch der Inflation kämpfen müssen. Sie stehen aber immer noch und arbeiten." Daher die Prognose des Mainfirst-Managers: "Der Dax wird bis Ende 2023 sicher noch um 1.000 Punkte steigen." (jb)