Aktien des Roh- und Grundstoffsektors haben dieses Jahr gegenüber dem Gesamtmarkt das Nachsehen. Während die breiten Aktienmarktindizes haussieren, liegen die Dividendenpapiere des Roh- und Grundstoffsektors seit Jahresanfang mit rund fünf Prozent im Minus. Enttäuschende Wirtschaftszahlen aus China sorgten für Abgabedruck bei den in den letzten Jahren bei Anlegern so beliebten Rohstoffaktien.

Chinas Rohstoffhunger ist entscheidend
Der starke Zusammenhang zwischen dem Sektor und der chinesischen Wirtschaftsentwicklung ergibt sich aus der hohen Rohstoffnachfrage. "Je nach Rohstoff kann China bis zu 70 Prozent der globalen Nachfrage zugeordnet werden. Der Roh-/Grundstoffsektor ist deswegen sehr sensitiv auf chinesische Wirtschaftsindikatoren wie der Einkaufsmanager Index (HSBC PMI Manufacturing)“, schreibt Gabriel Bartholdi, Marktstratege von Bank J. Safra Sarasin in einer aktuellen Markteinschätzung

China kehrt auf den Wachstumspfad zurück
Im August deuteten einige Daten auf eine Stabilisierung der Wirtschaft in China hin. Dies wurde vom HSBC PMI Index bestätigt. Der Index ist stärker als erwartet über die wichtige Grenze von 50 Punkten, welche zwischen wirtschaftlicher Expansion (>50) und Kontraktion (<50) unterscheidet, gestiegen. Bartholdi ist optimistisch: "Während Aktien im Roh- und Grundstoffsektor bereits in den letzten Wochen positiv auf die besseren chinesischen Daten reagierten, deutet der HSBC PMI auch in den nächsten Monaten auf überdurchschnittliche Renditen im Sektor hin.“

Nichts für schwache Nerven
Der Sarasin-Experte weist aber auch auf die Risiken hin: Der Rohstoffsektor hat ein hohes Marktbeta und ist entsprechend volatil. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass das erwartete höhere Rohstoffangebot im zweiten Halbjahr den Sektor belasten könnte, falls die Nachfrage in China nicht wie erwartet zunehmen sollte.

Einstiegschance für antizyklisch agierende Investoren?
Bartholdi weist auf ein paar hochinteressante Details hin: Jüngste Datenerhebungen würden zeigen, dass die Stimmung gegenüber dem Roh-und Grundstoffsektor trotz der jüngsten Erholungszeichen sehr negativ sei. Diese zeige sich auch in einer starken Untergewichtung des Sektors in den Portfolios. Aus einer konträren Sichtweise sei dies jedoch positiv. Denn je negativer die Stimmung, desto größer sei laut Bartholdi das Potenzial für Stimmungsverbesserungen. Bereits eine weniger negative Sichtweise auf den Sektor könne zu steigenden Aktienkursen in diesem Sektor führen. Zudem deute eine im historischen Vergleich stark negative Stimmung darauf, dass viele negative Erwartungen in den Aktienkursen eingepreist seien. (aa)