Alle hatten darauf gehofft, dass die großen Notenbanken ihre Leitzinsen schneller senken könnten als bislang gedacht, schreibt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, in einem aktuellen Kommentar. Anlass hierfür war unter anderem, dass die Europäische Zentralbank (EZB) recht deutlich kommuniziert hatte, dass sie in ihrem Oktober-Zinsentscheid wieder einen Schritt nach unten machen würde. Diesen hatten Kater zufolge viele bis dahin noch nicht auf dem Radar gehabt.

Doch dann wurden am Donnerstagnachmittag (10.10.) die US-Inflationszahlen veröffentlicht. "Und die verdarben den Märkten den Spaß. Sowohl die Gesamtrate als auch die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) fielen im September höher aus als erwartet. Damit ist ein schnelles Senken der Leitzinsen zumindest für die USA fürs Erste wieder vom Tisch", so das Urteil des Experten.

Deutsche Wirtschaft hängt weiter in den Seilen
In Deutschland wurden dagegen laut Kater in der großen Konjunkturdatenwoche des Monats höchst erfreuliche Produktionsdaten für August gemeldet. "Ein Plus von 2,9 Prozent gegenüber dem Vormonat, das war ein klares Lebenszeichen der deutschen Industrie." Zumindest auf den ersten Blick. Denn bei genauerem Hinschauen sei der kräftige Anstieg kein wirkliches Hoffnungssignal gewesen, sondern lediglich eine Folge der Probleme bei der Saisonbereinigung.

Die Automobilbauer hatten ausnahmsweise schon im Juli ihre Sommerferien gemacht. "Bei nüchterner Betrachtung – auch der anderen Daten dieser Woche wie Auftragseingänge und Außenhandel – hängt die deutsche Wirtschaft weiterhin ziemlich in den Seilen. Weder von innen noch von außen gibt es Anzeichen einer nennenswert anziehenden Wachstumsdynamik", meint Kater. (jb)