Die Coronakrise treibt die Verschuldung vieler Staaten in bislang ungekannte Höhen. Bürger befürchten, dass die aufgenommenen Verbindlichkeiten zur enormen, fast nicht zu bewältigenden Zukunftshypothek werden könnte. Strenggenommen sind die Schuldenberge allerdings durch die Pandemie gar nicht so stark angewachsen, sagen Experten der Schoellerbank. Tritt man einige Schritte zurück, sieht man, dass die Staatverbindlichkeiten bereits in den vergangenen vier Jahrzehnten massiv gestiegen waren. "Man muss die Zahlen in einem Gesamtkontext sehen", geben die Experten zu bedenken.

Fakt ist: Alles in allem sind zahlreiche Staaten rund um den Globus mittlerweile astronomisch hoch verschuldet – zumindest in absoluten Größen. Die Schuldenlast dürfte in der kommenden Zeit auch nicht, wie in vergangenen Krisen, durch zahlreiche Insolvenzen schrumpfen, sondern durch staatliche Stimuli sogar noch weiter wachsen. Dessen ungeachtet gibt es laut Schoellerbank eine gute Nachricht für Steuerzahler: Mit Steuererhöhungen werden Regierungen den Schuldenbergen wohl nicht zu Leibe rücken. Das ist in erster Linie den Niedrigzinsen zu verdanken.

Die Zinslast sinkt
Entscheidend, um den Leidensdruck für Staaten zu beurteilen, ist die Höhe der Zinszahlungen im Vergleich zum Nationaleinkommen. So musste etwa die US-Regierung in früheren Jahren 15 Prozent und mehr ihrer Ausgaben für Zinszahlungen aufwenden. Ende 2019 waren es dagegen nur noch 11,9 Prozent. Im laufenden Jahr könnte dieser Wert trotz rasant steigender Verschuldung weiter fallen. Der Grund: Die Zinsen sind noch stärker gesunken, als die Schuldenlast gestiegen ist.

Unter ökonometrischen Gesichtspunkten ist die Schuldenlast der Staaten gar nicht so dramatisch, erklären die Experten der Schoellerbank. Zentralbankguthaben in Form von Staatsanleihen kann man wirtschaftlich als Finanzguthaben des Staates werten. Zieht man das Staatsanleihevolumen von den Staatsschulden ab, liegen diese erheblich tiefer als offiziell ausgewiesen. Solange die Zinsen in ihrem aktuellen Tief verharren, sind die Schuldenberge deshalb längst nicht so schlimm wie gedacht. (fp)