Konjunkturüberblick

  • Die Berichte dieser Woche aus den USA verdeutlichten die Schwäche der Industrietätigkeit, die im September im zweiten Monat in Folge zurückging. Die Produktion in der verarbeitenden Industrie ging um 0,3% auf Monatsbasis zurück, vor allem durch einen drastischen Rückgang bei Autos und Autoteilen; der Rückgang war allerdings auf mehrere Sektoren verteilt. Eine Ausnahme bildete der Hightech-Sektor, der sich weiter erholte. Der Sektor stieg nach einem Zuwachs von 0,6% im August erneut um 1,1%. Hier war die Computer- und Halbleiterproduktion führend, während die Produktion von Kommunikationszubehör weiter zurückging. Die Gesamtauslastungsrate der Fertigungskapazitäten sank auf 74,2%. Es sind wenig Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Verbesserung erkennbar; der Philly Fed Index gab im Oktober nach und das ist ein Frühwarnzeichen dafür, daß auch der nächste ISM-Fertigungsindex (veröffentlicht am 1. November) wiederum schwach ausfallen wird. Mit der inzwischen eingetretenen Abschwächung im Automobilsektor ist die US-Industrie weiter ins Stocken geraten. Die Lagerbestände sind im Verhältnis zum Absatz niedrig, ohne eine stärkere Endnachfrage besteht jedoch wenig Anreiz, die Produktion auszuweitern. Die Stabilität des Wohnbausektors ist jedoch ermutigend. Die Anzahl der Neubauten stieg im September auf ein 16-Jahres-Hoch. Dies stellt einerseits eine Erholung gegenüber den schlechten Zahlen im August dar, spiegelt jedoch auch die weiter anhaltende Wirkung der niedrigen Hypothekenzinsen auf diesen Wirtschaftsbereich wider.

  • Fondsmanager, die das ganze Jahr über nach Preisvorteilen Ausschau halten, sollten die erhebliche Divergenz zwischen Waren- und Dienstleistungspreisen in Großbritannien beachten. Trotz der immer wiederkehrenden Nachrichten über eine allgemeine Deflation (die sich an den britischen Warenpreisen zeigt, die um 0,9% auf Jahresbasis zurückgingen) stiegen die Preise im Dienstleistungssektor um 4,8% gegenüber dem Vorjahr. Vorreiter sind dabei Freizeitangebote mit über 9% (Jahresbasis) sowie Immobilienpreise, die im Index durch das Element Immobilien-Wertminderung vertreten sind. Bei einem solchen Verlauf sollte Großbritannien die Deflationsgefahr meiden, die in Deutschland deutlich sichtbar wird und in Japan bereits konkret besteht. Ansonsten ist es zunehmend unwahrscheinlich, daß die Regierung ihre Haushaltsprognose für das laufende Haushaltsjahr einhalten wird, da das kumulative Haushaltsdefizit seit April bereits sieben Milliarden GBP beträgt. Die Prognose für das Gesamtjahr in Höhe von nur elf Milliarden GBP lässt daher nur wenig Raum für eine weitere Erhöhung und wir werden voraussichtlich eine Änderung der Neuverschuldungsprognosen der Regierung erleben, wenn der Haushaltsvorbericht im nächsten Monat veröffentlicht wird. Schließlich wird für den September auch eine anhaltend hohe Verschuldung der privaten Haushalte gemeldet. Dies deutet darauf hin, daß die Verbraucher ihre Ausgaben auch für den Rest des Jahres aufrecht erhalten werden.

  • Die Inflation in der Eurozone wurde auf 2,1% nach unten revidiert, nachdem eine vorherige vorläufige Prognose 2,2% ergeben hatte. Die Divergenz in Großbritannien ist sektorbezogen, in der Eurozone ist sie geographisch gestreut, wobei Deutschland und Irland mit einer Inflation von 1,0% bzw. 4,5% an den beiden Enden der Skala stehen. Die Inflation kann zwar in der nächsten Zeit durch höhere Erdöl- und Lebensmittelpreise noch Überraschungen beinhalten, doch die mittelfristigen Aussichten sind günstig: die Auswirkungen der Euro-Umstellung werden geringer und die Wirtschaftstätigkeit erholt sich nur zögernd. Letzteres wurde durch die ZEW-Umfrage aus Deutschland bestätigt, die schwächer ausfiel als erwartet. Diese Umfrage unter Wirtschaftswissenschaftlern und Finanzinstituten korreliert meistens positiv mit dem Erwartungselement des IFO-Index. Daher ist mit einer erneuten Enttäuschung zu rechnen, wenn die Umfrage am 28. Oktober veröffentlicht wird.

  • In Japan richtet sich die Aufmerksamkeit nach wie vor auf die NPL (Non Performing Loan)-Taskforce von Takenaka. Danach gingen die japanischen Konkurse im September zurück (auf Jahresbasis: -7,8%), wenn auch beinahe mit einer Rekordmonatsquote, und damit besteht weiterhin die Tendenz, daß die Arbeitslosenzahlen steigen - die ohnehin beinahe schon einen Rekordstand erreicht haben (5,4%). Asien bereitet sich auf die Folgen des balinesischen Bombenattentats vor, da westliche Touristen zur Zeit vor Reisen nach Südostasien gewarnt werden. Dagegen sieht es so aus, als werde die rasche Expansion Chinas anhalten, da die chinesische Zentralbank ihre Wachstumsprognose für das BIP 2002 nach einem starken Wachstum im 2. Quartal auf 7,5% anhob. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im August um 8,8% (Jahresbasis); gutsituierte städtische Verbraucher kauften hochwertige Gebrauchsgüter und glichen damit die schwache Nachfrage aus ländlichen Gebieten aus. In Singapur stiegen die inländischen Exporte, außer Erdöl im September um 16,9% (Jahresbasis), verzerrt durch Exporteure, die sich beeilten, der Stillegung an der Westküste der USA zuvor zu kommen. Die Umsätze in der verarbeitenden Industrie Malaysias stiegen im August um 4,6% (Jahresbasis), obwohl die Neueinstellungen in diesem Sektor darauf hindeuten, daß die Unternehmen hohe Produktivitätsgewinne erzielen. Im Gefolge der Bombe von Bali bleibt die Unsicherheit ein Konjunkturrisiko für die Region.