• Keine Zinssenkung der EZB und der Bank of England
  • US-Verbrauchervertrauen weiterhin unklar

 

Konjunkturüberblick

  • Für die weltweit größte Volkswirtschaft war es eine relativ ruhige Woche. Die US-Einzelhandelsumsätze gingen im September um 1,2% zurück, was genau im Rahmen der Konsensusschätzungen lag. Ohne den Automobilbereich waren die Umsätze um 0,1% höher - wobei dieser negative Einfluß durch die Autoverkäufe angesichts des starken Anstiegs aufgrund der Nullfinanzierung in den vorherigen Monaten kaum überrascht. Nachdem die vorläufige Schätzung des Verbrauchervertrauens der University of Michigan für Oktober wesentlich schwächer ausgefallen ist als erwartet, bleiben die Aussichten für das Verbrauchervertrauen getrübt. Im übrigen waren die Schlagzeilen stärker von der Politik bestimmt. Präsident Bush konnte den Hafenstreik an der Westküste erfolgreich entschärfen und hat inzwischen die Rückendeckung des Kongresses für eine militärische Aktion gegen den Irak erhalten, wenngleich er bekräftigte, daß dieser weder "kurz bevorsteht, noch zu vermeiden ist".
  • In Großbritannien beschloß der geldpolitische Ausschuß im elften Monat in Folge und im Einklang mit den allgemeinen Erwartungen, die Zinsen auf seiner Sitzung im Oktober bei 4% stabil zu halten. Aus dem Sitzungsprotokoll, das in zwei Wochen veröffentlicht wird, dürfte hervorgehen, daß ein Anstieg der Einzelhandelsumsätze im August und ein Rekordanstieg der Wohnungspreise im September (siehe Grafik unten) den Ausschuß davon überzeugt haben, daß die Verbraucher ihre Ausgaben kurzfristig nicht einschränken werden. Die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe ist weiterhin enttäuschend. Im August lag die Industrieproduktion immer noch unter dem Niveau vom Mai. Abgesehen von einem Anstieg in der großen Schwankungen unterliegenden Komponente der Automobilproduktion lag die Produktion auf Monatsbasis um ein Prozent niedriger. Schließlich führte ein Einbruch der Exportmengen in die EU zu einer Ausweitung des Außenhandelsdefizits von 2,8 Mrd. GBP im August gegenüber 2,4 Mrd. GBP im Juli. Angesichts der Tatsache, daß 57% der britischen Güterexporte in die EU fließen, stellt eine anhaltende Rezession auf dem Kontinent das Hauptrisiko für eine Erholung im Exportbereich dar.
  • Nach den zu Wochenbeginn in der Eurozone sowohl von Präsident Duisenburg als auch von Chef-Volkswirt Otmar Issing geäußerten Kommentaren, daß das gegenwärtige Zinsniveau angemessen sei, war die Entscheidung des EZB-Rats, die Zinsen bei 3,25% unverändert zu lassen, für niemanden eine Überraschung. Aus der allgemeinen Reaktion war jedoch eine Anerkennung der Tatsache abzulesen, daß die Wirtschaftsaktivität rückläufig ist und eine leichte Zinssenkung am Ende dieses Jahres erforderlich werden könnte. Inzwischen gab es einige positive Überraschungen bei den inländischen Zahlen in Deutschland. So war ein massiver Anstieg sowohl der Fabrikaufträge (um 1,7% auf Monatsbasis) als auch der Industrieproduktion (plus 1,8% auf Monatsbasis) zu verzeichnen, während allgemein mit einem Rückgang gerechnet worden war. Ist damit in Deutschland das Schlimmste überstanden? Wohl kaum: Auch wenn die Umfragen zu Beginn des Jahres kein zuverlässiger Indikator waren, so deuten diese weiterhin auf eine Verschlechterung hin. Noch wichtiger ist die Tatsache, daß die hohe Arbeitslosigkeit und der starre Arbeitsmarkt zusammen mit zu hohen Realzinsen der größten Volkswirtschaft in Europa auch weiterhin Probleme bereiten werden.
  • In Japan verstärkten die Daten dieser Woche die Befürchtungen, daß der Abschwung schon früher einsetzen könnte als vorhergesagt. Der Geschäftsklimaindex fiel im August zum ersten Mal seit Dezember unter 50 Punkte (was auf einen konjunkturellen Abschwung hindeutet) auf 44,4 Zähler, während die Stimmung der Verbraucher in Tokio im September auf den niedrigsten Stand seit sechs Monaten zurückging (42,6%). Obwohl der Leistungsbilanzüberschuß im August weiter anstieg (48,9% auf Jahresbasis), verlangsamte sich das Tempo und die Neuaufträge im Kernbereich Maschinenbau gingen zurück (-13,6%). Alle Sektoren mit Ausnahme des Exportbereichs verzeichneten auf Jahresbasis starke Verluste, was im Hinblick auf die Investitionen negativ ist. In Asien meldete Singapur einen Rückgang in der vorläufigen Schätzung des BIP für das dritte Quartal (-10,3% auf Quartalsbasis auf das Jahr verteilt), wobei der schwache Dienstleistungssektor und eine rückläufige Entwicklung im Tourismusbereich zu der Abwärtsentwicklung beitrugen. In Hongkong fielen die Einzelhandelsumsätze im August stärker als erwartet (4,2% auf Jahresbasis), und es bestehen zahlreiche weitere Hürden wie die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und sinkende Löhne. Im Malaysia stieg die Industrieproduktion im August angeführt durch exportorientierte Branchen weiter an (5,9% auf Jahresbasis) und die taiwanischen Exporte verzeichneten im September das stärkste Wachstum seit zwei Jahren (27,4% auf Jahresbasis), wobei ihnen die anhaltende Expansion auf dem Festland zugute kam.
  • Die Öffnung der Häfen an der amerikanischen Westküste für mindestens zehn Tage schafft vorübergehend Erleichterung, jedoch wird die Abwicklung der Rückstände Wochen in Anspruch nehmen.