Nach vielen Enttäuschungen lieferten Schwellenländer im vergangenen Jahr endlich wieder solide Erträge. Und nach Einschätzung von Stephen Li Jen, Geschäftsführer beim Investmentmanager Eurizon SLJ Capital, könnten die kommenden Monate noch besser werden. Denn für die Schwellenländer sprechen seiner Meinung nach zahlreiche gute Argumente – unter anderem attraktive Bewertungen, ein schwächerer US-Dollar und die Wahrscheinlichkeit einer wachstumsfreundlicheren Politik in China.

Blick auf die Fed
"Vor allem lokale festverzinsliche Wertpapiere aus Schwellenländern dürften von der dovischen Wende der Fed und dem Rückgang der US-Renditen profitieren", meint Jen. Sollte die US-Notenbank die Leitzinsen erst einmal senken, dürften die Zentralbanken der Schwellenländer ihre geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen ebenfalls fortsetzen oder auch vorziehen.

"Generell haben wir Länder im Fokus, in denen die Realzinsen hoch bleiben und die einen angemessenen Carry bieten", so der Anlagechef. Zu seinen Favoriten für Lokalwährungsanleihen zählen Brasilien, Mexiko und Südafrika. Hier sei der Desinflationsprozess weit fortgeschritten und die Haushaltsprobleme seien unter Kontrolle. Auch von Indonesien ist er überzeugt: Hier konzentriere sich die Zentralbank weniger auf die Währung und mehr auf das Wachstum, um das Kreditwachstum wieder anzukurbeln.

Selektiver Ansatz
Gute Gelegenheiten sieht er auch bei Emerging-Markets-Aktien. "Vor dem Hintergrund des soliden Wachstums in den Schwellenländern bieten Schwellenländeraktien attraktive Chancen", meint Jen. Auch für die Aktien der Emerging Markets könnten sinkende US-Leitzinsen und die Aussicht auf einen schwächeren Dollar zusätzlichen Kursauftrieb bedeuten. Angesichts der großen Bewertungsunterschiede hält Jen einen selektiven Ansatz aber für unabdingbar.

So hätten sich die Gewinnprognosen für Südkorea und Taiwan aufgrund der Entwicklung des IT-Sektors deutlich verbessert. Die Themen Nearshoring und Friendshoring dürften auch Mexiko, Indien, Brasilien und Indonesien begünstigen. Indien und Indonesien profitierten zudem von reformfreudigen Regierungen, umsichtigen Zentralbanken und einer günstigen demografischen Entwicklung, so Jen. (jh)