Viele der einschlägigen Aktienindizes erreichten in einem schwierigen Umfeld neue Rekordstände. Zu den Widrigkeiten zählten höhere Notenbankzinsen, höhere Zinsen an den Rentenmärkten, höhere Ölpreise und höhere Rohstoff- und Edelmetallpreise. Nektar saugten die Anleger jedoch weiter aus Übernahme- und Fusionsaktivitäten, die auch die Branchenhitliste prägten. Regional war ein Favoritenwechsel zu verzeichnen. Zwar erkennt SEB Asset Management (SEB AM) im MarketView für April einige Risiken, bleibt aber für die Aktienmärkte weiter optimistisch.

 

Neue Rekordstände

 

Die Aktienmärkte trotzten im März einem schwierigen Umfeld. So erhöhten einige Zentralbanken ihre Leitzinsen, der Zinsanstieg an den Rentenmärkten setzte sich fort, die Ölpreise kletterten wieder und Metall- und Edelmetallpreise zogen ebenfalls an. Dennoch erreichten viele einschlägige Aktienindizes neue Rekordhochs, wobei Übernahme- und Fusionsfantasie ein wesentlicher Kurstreiber war. Der Monatsauftakt war von leicht nachgebenden Kursen geprägt. Zwar fielen einschlägige Konjunkturumfragen positiv aus, doch die EZB erhöhte ihre Leitzinsen von 2,25 Prozent auf 2,5 Prozent und schürte die Furcht vor stärkeren Zinserhöhungen.

Aufgrund positiver Wirtschaftsdaten zeigten sich die Aktienmärkte Anfang März jedoch wenig beeindruckt vom überraschend frühen Regimewechsel der japanischen Notenbank. Sie verabschiedete sich von der quantitativen Geldpolitik und kehrte zurück zur "klassischen" Zinspolitik. Allerdings versicherte die Bank of Japan zur Beruhigung der Märkte, die Nullzinspolitik für "einige Zeit" aufrecht zu halten.

Im Vorfeld der FED-Sitzung Ende März zeigten sich die Anleger vorsichtiger. Der US-Markt litt in dieser Phase zusätzlich unter einigen schwächeren Konjunkturzahlen. Die Zinserhöhung der FED auf 4,75 Prozent fiel erwartungsgemäß aus, auch wenn das Kommuniqué den erhofften Hinweis auf ein Ende der Zinserhöhungen vermissen ließ. Für einen "Knalleffekt" zum Monatsende sorgte der ifo-Geschäftsklima-Index, der ein neues 15-Jahreshoch erklomm.

 

Überraschung: Neuseeland, Lieblinge Osteuropa und Lateinamerika blieben zurück

 

Im regionalen Vergleich zeigten sich im März einige Überraschungen. Outperformer des Monats war überraschenderweise Neuseeland - nicht jedoch unter Einbeziehung der Währung: Aufgrund des Einbruchs des Kiwi-Dollars resultierte daraus für eurobasierte Anleger ein Minus. Eine ähnlich starke, nicht durch Wechselkursänderungen beeinträchtigte Performance erzielten die nordeuropäischen Börsen. Die bisherigen "Lieblinge" internationaler Anleger, Osteuropa und Lateinamerika blieben im März deutlich zurück. Osteuropa hatte als einzige Region Kursverluste zu verbuchen, die durch Währungsverluste noch verstärkt wurden. Euroland, respektive Deutschland, lag in der Wertentwicklung über dem globalen Durchschnitt.

Die US-Börsen lagen - manches ändert sich nicht − weiterhin darunter und stagnierten auf Eurobasis aufgrund der Schwäche des US-Dollars. Japan profitierte von der "Klarstellung" der japanischen Notenbank was die weitere Geldpolitik angeht ebenso wie von der Schwäche des Yen.

 

Fantasie, Fantasie, Fusionsfantasie

 

Im Branchenvergleich erzielten im März Pharmatitel die beste Performance. Übernahmefantasie war hier das Zauberwort. Nachdem zunächst Merck für Schering ein Angebot abgegeben hatte, folgte Ende des Monats Bayer. Schering legte daraufhin im Monatsverlauf ein Plus von über 42 Prozent aufs Parkett. Branchenwettbewerber Altana profitierte von der Anhebung der Dividende und der Fantasie nächster Übernahmekandidat zu werden. Auf die Pharmatitel folgten Werte aus den Sektoren Grundstoffe, Finanzen und Technologie in der Branchenhitliste. Unter den DAX-Werten legte die Deutsche Börse vor dem Hintergrund der erneut angedachten Fusion mit der Börse Euronext kräftig zu. Thyssen Krupp profitierte vor dem Hintergrund der guten Stahlkonjunktur und guter Perspektiven in der Technologiesparte von einigen Kaufempfehlungen. Performancestar im Bereich Technologie war Alcatel. Auch hier wirkte sich die beabsichtigte Fusion mit Lucent Technologies positiv auf den Kurs aus. Unter den Top-Fünf im DAX fand sich schließlich noch BMW, nachdem die Geschäftszahlen des Autokonzerns die Erwartungen übertrafen.

 

Auf zu neuen Ufern ...

 

Mit dem Überschreiten der Marke von 6.000 Punkten scheint der DAX die Historie zu bestätigen, in der der April ein guter Aktienmonat ist. Damit nähern wir uns dem oberen Rand unserer Prognose von 6.200 Punkten. Fundamental hat sich das Bild kaum verändert. Die Aussichten für die Wirtschaft bleiben, nach den jüngsten Konjunkturumfragen zu urteilen, positiv. So erreichte beispielsweise der ifo-Geschäftsklima-Index ein neues 15-Jahreshoch. Cum grano salis: nach dem Überschreiten eines Hochs beim ifo schwenkte der Aktienmarkt in der Vergangenheit meist in eine Seitwärtsphase ein. Ein weiterer Wermutstropfen sind die gestiegenen Zinsen, die sich normalerweise negativ auf Gewinne und die Unternehmensbewertung auswirken. Dies kann jedoch über steigende Gewinne bzw. Gewinnerwartungen überkompensiert werden, was bisher auch geschehen ist. Daher hat sich trotz der steigenden Kurse die klassische Bewertungsrelation "Kurs-Gewinn-Verhältnis" auch kaum verändert. Danach haben Aktien noch Potenzial. Internationale Anleger zeigten sich zuletzt allerdings doch eine Nuance vorsichtiger. Sie haben ihr Aktienexposure leicht reduziert. Trotzdem sind Dividendentitel bei professionellen Investoren weiterhin deutlich übergewichtet. Zumindest im Inland gewinnt die Anlegerbasis mit den Privatanlegern eine breitere Basis. So zeigen Zahlen des BVI im Februar starke Zuflüsse in Aktienfonds.

Vor dem Hintergrund der positiven Wachstumsaussichten, der bis zum Sommer zu erwartenden rekordhohen Dividendenzahlungen und der anhaltenden Übernahme- und Fusionsfantasie bleibt SEB Asset Management für den europäischen Markt optimistisch. Auch charttechnisch ist der Aufwärtstrend an den europäischen Aktienmärkten weiter intakt. Kurze Korrekturen wie Ende Januar und Anfang März sind dabei immer wieder möglich.