Die freundliche Entwicklung an den Aktienmärkten setzte sich im Juli trotz der Terroranschläge in London und steigender Ölnotierungen fort. Dies schreibt die SEB Invest in ihrem Market View für August 2005. Der Markt honorierte gute Unternehmensberichte und die Verbesserung wichtiger Konjunkturumfragen. Zwar dominierten wieder die Emerging Markets die Hitliste, aber der deutsche Markt konnte sehr gut mithalten. Unter den Branchen befand sich der Automobilsektor auf der Überholspur. SEB Invest bleiben grundsätzlich positiv gestimmt, auch wenn der Markt kurzfristig konsolidieren sollte.

Die Sommerrallye setzte sich fort


An den internationalen Aktienmärkten setzte sich im Juli die freundliche Kursentwicklung fort. Aufgrund der erfahrungsgemäß begrenzten ökonomischen Auswirkungen ließen sich die Finanzmärkte von den Terroranschlägen in London zu Beginn des Monats nur kurz beeindrucken. Ebenso hatte der Anstieg der Ölpreise über die historische Marke von 60 US-Dollar (WTI) keine dauerhafte Eintrübung der Stimmung unter den Investoren zur Folge. Kursbestimmend waren dagegen im Zuge der Berichtsaison gute Unternehmenszahlen eingebettet in einem sich weltweit aufhellenden makroökonomischen Umfeld. So scheint die konjunkturelle Schwächephase auf den industriellen Bereich begrenzt geblieben zu sein. Nach einschlägigen Konjunkturindikatoren zu urteilen, scheint die Weltwirtschaft im Sommer wieder Fahrt aufzunehmen. Dies trifft insbesondere für Asien zu: China hat im 2. Quartal ein unverändert kräftiges Wachstum von 9,5 Prozent verzeichnet und auch in anderen Ländern des Raumes sind Erholungstendenzen zu verzeichnen.

 

Emerging Markets dominierten

In der regionalen Betrachtung verbuchten die Börsen in Osteuropa, Asien und Lateinamerika die beste Performance. Daran änderte aus Euro-Sicht auch die Währungsentwicklung wenig. Die Weltleitbörse USA verzeichnete eine solide, wenn auch eher durchschnittliche Entwicklung. Neben guten Unternehmensdaten (u.a. Wal-Mart, Boeing, IBM, Amazon) ist die Kombination aus guten Konjunktur- und gedämpften Inflationszahlen hervorzuheben. Zwar fiel das Wachstum im 2. Quartal mit 3,4 Prozent etwas geringer aus als im vorhergehenden Vierteljahr, dies lag aber ausschließlich am Abbau der Lager, insbesondere im Automobilsektor. Ohne diesen Effekt lag der Nachfragezuwachs bei 5,8 Prozent. Die US-Notenbank signalisierte daher die Notwendigkeit weiterer "gemäßigter" Zinserhöhungen, um diese "Beste aller Welten" aufrechtzuerhalten. Angeführt vom deutschen Markt legten auch die Börsen der Eurozone eine ansprechende Performance an den Tag. Zwar fiel die Berichtssaison bisher durchaus gemischt aus, d.h. positiven Überraschungen standen auch einige Enttäuschungen gegenüber, aber die Aufhellung der Konjunkturumfragen in der EWU (ZEW, Ifo, Einkaufsmangerindizes) zusammen mit der zurückliegenden Schwäche des Euros, sowie die Aussicht auf stabile Leitzinsen sorgten für ein positives Umfeld.

 

Autobranche auf der Überholspur

Gemessen am Dow Jones EuroStoxx verzeichnete keine Branche eine negative Wertentwicklung. Angeführt von DaimlerChrylser, Volkswagen und Fiat zeigte sich in Europa der Automobilsektor mit einem mehr als zehnprozentigen Zuwachs.

Solide Kurszuwächse bei Luftfahrtunternehmen wie Air France - KLM und vor allem gestiegene Erwartungen an Gewinnaussichten von Sportwettenanbietern ließen auch den Sektor "Reise & Freizeit" gut abschneiden. Es folgten Versicherer  und Chemietitel, die durch gute Quartalszahlen überzeugen konnten. Die rote Laterne des Monats ging an den Retailsektor (= Handel). Dies ist vor allem auf die schlechten Ergebnisse von Carrefour zurückzuführen, die weiterhin einem heftigen Preiskrieg durch andere Discounter ausgesetzt sind, was die Margen stark schmelzen ließ. Der Technologiesektor wurde im Juli durch die schlechter als erwartet ausgefallenen Nokia-Zahlen stark getroffen, obwohl eigentlich die Mehrzahl der amerikanischen und europäischen Unternehmen solide Zahlen berichten konnten.

 

Kurzfristige Verschnaufpause


Die Aktienmärkte zeigen sich zurzeit in einer guten Verfassung. Der mittelfristige Aufwärtstrend an den Aktienmärkten ist intakt. Mit der Aufhellung der jüngsten Konjunkturumfragen bestätigt sich, dass wir uns weiter in einem positiven fundamentalen Umfeld bewegen. Nach den bisherigen Kursavancen ist kurzfristig aber aus technischer Sicht eine Verschnaufpause immer wahrscheinlicher. Diese könnte uns in die Region bis 4.800 Indexpunkten führen. In den nächsten Wochen wird die Entwicklung stark von den noch ausstehenden Unternehmensberichten abhängen. Hiervon dürfte der Markt jedoch tendenziell gestützt werden, so SEB Invest.

Störfeuer könnten aber auch von einer erneuten Aufwertung des Euros ausgehen, der gerade einen Boden ausbildet. Mit Blick auf den Herbst rückt in Deutschland die Bundestagswahl immer mehr in den Fokus. Für Unsicherheit sorgt jedoch noch die ausstehende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. SEB Invest geht weiterhin von Wahlen im September aus. Bis dahin dürfte der DAX innerhalb Eurolands weiter relative Stärke zeigen. Ein zu erwartetender Regierungswechsel macht erforderliche Strukturreformen wahrscheinlicher, die insbesondere von ausländischen Anlegern positiv bewertet werden. Bis zu den Bundestagswahlen kann sich SEB Invest vorstellen, dass der DAX zweitweilig in die Region 5100 bis 5200 Punkte klettert.