Während in den USA der Zinsauftrieb im März anhielt, tendierten die übrigen großen Rentenmärkte seitwärts oder wie im Fall Japan leicht freundlich, schreiben die Wirtschaftsexperten von SEB Invest in der aktuellen Ausgabe ihres "MarketView Renten".

US-Markt führt Performance-Rangliste an

So hat der US-Anleihenmarkt den Arbeitsmarktbericht für Februar trotz des soliden Anstiegs der Beschäftigung zunächst positiv aufgenommen. Mit Blick auf die positive Inflationswirkung wurden der moderate Lohnauftrieb gepaart mit dem starken Produktivitätszuwachs höher gewichtet. Erst nach diesen Zahlen, im Vorfeld der später im Monat erwarteten Zinserhöhung durch die US-Notenbank FED, kamen US-Anleihen unter Druck, schreiben die SEB-Experten. Dabei beunruhigte den Markt weniger die - bereits erwartete - Erhöhung der Leitzinsen um einen weiteren "Trippelschritt" von 2,5 auf 2,75 Prozent. Aufgeschreckt wurden die Marktteilnehmer vielmehr durch die Hinweise der FED auf vermehrte Preisüberwälzungsspielräume in der Wirtschaft. Außerdem signalisierte die US-Notenbank klar und deutlich, dass sie weitere Zinserhöhungen für notwendig hält, wenn auch vorerst weiter in mäßigen Schritten. Erst mit schwächeren Konjunkturdaten kam der Zinsanstieg in den USA zum Erliegen. Von den Zinsängsten profitierte auch der US-Dollar, der seit Mitte März deutlich fester tendierte. Trotz der schwachen Rentenperformance führte der US-Markt daher die Performance-Rangliste an.

Japan am freundlichsten, aber die Währung gibt den Ausschlag

Im internationalen Vergleich tendierte der japanische Rentenmarkt im März am freundlichsten, so die SEB Invest in ihrem "MarketView". Nachdem der dortige Markt zunächst den internationalen Vorgaben gefolgt war, sorgten schwächere Konjunkturdaten und moderate Töne des Notenbankchefs Fukui ab Mitte des Monats für einen Rückgang der Renditen. Aufgrund der schwächeren Währung zahlte sich jedoch ein Investment in Yen-Anleihen im März nicht aus.

Auch der Rentenmarkt in der EWU konnte sich im internationalen Vergleich behaupten. Ausgehend vom kurzen Ende verflachte die Zinsstrukturkurve. Das lange Ende wurde vor allem durch die zum Großteil unter den Erwartungen liegenden Konjunktur- und durch gute Inflationsdaten unterstützt. Insbesondere wichtige Konjunkturumfragen trübten sich wieder ein, wobei das neue Rekordhoch beim Ölpreis belastete. Zwar kletterte die Inflationsrate, bedingt durch den Ölpreis, leicht, doch war die Kerninflation in der EWU nochmals rückläufig. Daher hielt die EZB an ihrer bisherigen Position fest und ließ ihre Leitzinsen unverändert. Mitte des Monats, so die SEB-Experten, schürten jedoch Pressemeldungen die Angst vor Zinserhöhungen, so dass die kurzen Laufzeiten unter Druck kamen. Verstärkt wurde diese Tendenz durch die faktische Aufweichung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes, die von der EZB mit "ernster Besorgnis" zur Kenntnis genommen wurde.

Unternehmensanleihen: Autosektor bleibt zentrales Thema

Unternehmensanleihen entwickelten sich bis Mitte des letzten Monats weitgehend parallel zu Staatsanleihen. Dann kam das Segment jedoch schwerpunktmäßig im Automobilsektor unter Druck. So erhielt General Motors einen negativen Ausblick von S&P und Moodys, die die Anleihen auf S&P-Niveau (BBB-) herunter stuften. Die Renditespreads haben sich im vergangenen Monat zwar generell, aber außerhalb des Autosektors noch nicht dramatisch ausgeweitet, so die SEB Invest. Auch in der ersten Aprilhälfte hielt die Serie negativer Nachrichten aus dem Automobilsektor an. Ford gab zuletzt eine Gewinnwarnung heraus, worauf die Anleihen mit einer erheblichen Ausweitung der Zinsauflschläge (Spreads) reagierten.

Frühlingserwachen?

In Erwartung des Protokolls der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses und des Konjunkturberichts der FED (Beige Book) tendierte der Rentenmarkt in den USA bisher seitwärts. Mittlerweile liegen die Zinsen dort nahe des von den SEB-Experten erwarteten Niveaus. Die FED hat klar signalisiert, dass sie mit der Erhöhung der Leitzinsen fortfahren wird. Obwohl sie die Risiken für Konjunktur und Inflation als ausgeglichen ansieht, wurde auf mögliche Inflationsgefahren hingewiesen. Angesichts des robusten Wachstums ist die derzeitige Geldpolitik trotz der bisherigen Zinserhöhungen weiterhin zu expansiv. Auch mit Blick auf das ausufernde Handelsbilanzdefizit, das den US-Dollar potenziell gefährdet, käme der FED eine moderatere Inlandsnachfrage gelegen, so die SEB Invest in ihrem "MarketView Renten". Aufgrund des gegenwärtig hohen Ölpreises, der von der SEB Invest erwarteten moderateren Konjunktur und der gebremsten Inflationsentwicklung dürften die derzeit vom Markt erwarteten Zinserhöhungen eher etwas zu hoch sein. Dennoch wird mit den steigenden Leitzinsen der Druck zu steigenden Renditen vom kurzen auf das mittel- und langfristige Laufzeitenspektrum übertragen. Der Trend zur Verflachung der Renditestrukturkurve könnte zusätzlich dazu führen, dass so genannte "Carry Trades" aufgelöst werden und hierdurch ein möglicher Renditeanstieg beschleunigt wird. Ein weiterer Risikofaktor für den Rentenmarkt ist für die SEB-Experten in sich abschwächenden Kapitalzuflüssen aus dem Ausland zu sehen. Per saldo rechnet die SEB Invest in den nächsten Monaten mit einer volatilen Seitwärtsbewegung der Renditen in den USA.

Europas Rentenmarkt koppelt sich von US-Vorgaben ab

Bisher konnte sich der Rentenmarkt in der EWU insbesondere durch die Aufwertung des Euro von den Vorgaben aus den USA abkoppeln. Zwar signalisierte die EZB zuletzt ein gewisses Unbehagen gegenüber den niedrigen Leitzinsen, denn das hierdurch hervorgerufene hohe Geldmengenwachstum berge mittelfristig Inflationsgefahren. Mit Blick auf die schleppende Konjunkturerholung, den hohen Ölpreis und die günstigen Inflationsaussichten sollte die EZB jedoch die Leitzinsen bis weit in die zweite Jahreshälfte konstant halten. Geldpolitik und fundamentales Umfeld liefern daher einen Puffer gegen negative externe Vorgaben, weshalb sich den SEB-Experten zufolge Euroland-Anleihen gegenüber den US-Staatsanleihen besser entwickeln dürften. (rmk)