Rück- und Ausblick auf die Rentenmärkte: Der SEB MarketView Renten

Schwacher Rentenmonat

An den internationalen Rentenmärkten kam es im Februar zu einem deutlichen Zinsanstieg. Damit wurde der seit Sommer 2004 anhaltende Abwärtstrend der Zinsen zunächst einmal unterbrochen. Taktgeber war, wie so oft, der US-Bondmarkt. Wenig Überraschung bot zunächst die Erhöhung der Leitzinsen durch die FED im erwarteten Umfang von einem viertel Prozentpunkt auf 2,5 Prozent.   Danach sorgten jedoch enttäuschende Arbeitsmarktdaten für Januar zunächst für einen freundlichen Start in den Monat. Mit den sehr robusten Wochendaten setzte jedoch die Kehrtwende ein. Der Aufwärtstrend der Renditen wurde später auch vom halbjährlichen Report des FED-Chefs vor dem Kongress verstärkt. Greenspan bezeichnete die Konjunktur als robust und beschrieb die Leitzinsen trotz der zurückliegenden Zinserhöhungen weiterhin als niedrig. Des Weiteren stelle die Rallye am Bondmarkt in gewissem Umfang ein Rätsel dar. Die Aufwärtsrevision des Wachstums im 4. Quartal 2005 von 3,1 auf 3,8 Prozent und enttäuschende Inflationsdaten setzten den Schlusspunkt hinter einen schwachen Rentenmonat. Der Rentenmarkt in der EWU folgte dem Trend aus Übersee, wobei sich auch die Zinsdifferenz per saldo kaum veränderte. Die Konjunkturdaten präsentierten sich weiterhin gemischt. So verlor das Wachstum in der EWU im 4. Quartal 2005 weiter an Schwung (1,6 nach 1,8 % gegenüber dem Vorjahr). Auch die jüngsten Konjunkturumfragen (ZEW, ifo) zeigten kein konsistentes Bild. Überraschend positiv fielen die Inflationsdaten zu Jahresbeginn aus. Die EZB hielt in diesem Umfeld ihre Leitzinsen weiterhin konstant, signalisierte aber gewisse - mittelfristige - Aufwärtsrisiken aufgrund des starken Geldmengen- und Kreditwachstums. Der erneute Anstieg der Rohstoff- und Rohölpreise spielte im vergangenen Monat noch keine Rolle an den Rentenmärkten.

Polen, Ungarn und Südafrika mit positiver Entwicklung

Im internationalen Vergleich gab es nur wenige Rentenmärkte, die im Februar eine positive Wertentwicklung verzeichnen konnten, wie beispielsweise Polen, Ungarn und Südafrika. Die Eurozone lag im Mittelfeld, während die USA am Ende der Rangliste rangierten. Die Berücksichtigung der Währung änderte an diesem Bild substanziell relativ wenig. Lediglich der japanische Rentenmarkt fiel aufgrund eines schwachen Yens ebenfalls zurück. Hintergrund bildeten hier enttäuschende Wachstumszahlen. Demnach trat die japanische Wirtschaft erneut in eine rezessive Phase ein.

Unternehmensanleihen mit negativer Performance

Auch Unternehmensanleihen verbuchten im Februar eine negative Performance. Diese fiel gemessen am iBoxx-non-financials geringer aus als bei Staatsanleihen, was teilweise auf eine Einengung der Zinsdifferenzen zurückzuführen war. Dies war jedoch fast ausschließlich bei schlechteren Bonitäten zu beobachten - ein Indiz für die weiterhin anhaltende Suche nach Rendite. Allerdings profitierte der iBoxx-Index auch von seiner gegenüber den gängigen Staatsanleihenindizes geringeren durchschnittlichen Restlaufzeit. Branchenspezifisch bleibt der Automobilsektor weiter unter Druck, nachdem S&P General Motors mit einem negativen Ausblick herunterstufte.

FED wird Pause einlegen

Im Vorfeld der Arbeitsmarktdaten in den USA legten die Rentenmärkte vorerst eine Ruhepause ein. Nach der jüngsten Korrektur haben wir einen Großteil des von uns ursprünglich erwarteten Zinsanstiegs bereits gesehen. Fundamental bleibt das Potenzial für einen weiteren Anstieg zwar bestehen, ist unseres Erachtens aber begrenzt. So ist die gegenwärtige Verfassung der Konjunktur in den USA weiterhin robust. Zudem zeigen die jüngsten Import- und Produzentenpreise, dass der Druck in der "Inflationspipeline" bestehen bleibt. Dieser könnte kurzfristig weitere negative Inflationsüberraschungen provozieren. Letztlich wird die FED nach ihren jüngsten Äußerungen die Leitzinsen bis zum Sommer weiter anheben. Im Jahresverlauf rechnen wir in den USA mit einer Beruhigung des Wachstums in Richtung 3,5 Prozent. Trotz steigender Lohnstückkosten dürfte aber der Spielraum der Unternehmen zur Überwälzung höherer Kosten begrenzt bleiben. Daher erwarten wir, dass die FED in der zweiten Jahreshälfte zeitweilig "pausiert" und die Leitzinsen per Jahresende bei etwa 3,5 Prozent liegen. Dies sollte die US-Rentenmärkte mittelfristig stützen.

Wachstumserwartungen für EWU gehen zurück

Aufgrund des schwachen Wachstums Ende 2004 ist für die EWU mit einer Abwärtsrevidierung der Wachstumserwartungen für 2005 zu rechnen. Die Konjunkturumfragen bleiben nach wie vor konsistent mit einem Wachstum von 1,5 bis zwei Prozent. In dieser Region sollten auch die Prognosen zum Liegen kommen. Eine skeptischere Haltung zu den Perspektiven in der EWU birgt aber auch Raum für positive Überraschungen. Eine positive Überraschung zeigte sich - früher als von uns erwartet - bei den Inflationsdaten. Mit einer Kernrate von 1,6 Prozent im Januar ist unter Berücksichtigung der vorhandenen Kapazitätsreserven und stagnierender Lohnstückkosten ein weiter Rückgang in Richtung Ein Prozent nicht auszuschließen. Dies ist zugleich die untere "Gefahrenschwelle" für die EZB, die damit in ihrer Zwickmühle verbleibt: Während Konjunktur und Inflation weiter für niedrige Leitzinsen sprechen, heizen diese wiederum die monetäre Expansion und damit die Gefahr einer "Inflation" an den Vermögensmärkten weiter an. Dies und eine moderate Erholung des Wachstums in Richtung zwei Prozent würden eine leichte Anhebung der Leitzinsen im zweiten Halbjahr rechtfertigen. Charttechnisch ist der Aufwärtstrend des Bund-Futures zunächst einmal gebrochen. Im Vorfeld der anstehenden Ar-beitsmarktdaten bleiben wir aber zunächst neutral positioniert. (rmk)