"Die deutsche Konjunktur bleibt in exzellenter Verfassung", schwärmt Manfred Hübner, Geschäftsführer von Sentix. Der von der auf Behavioral Finance spezialisierten Investment-Boutique berechnete Gesamtindex für die Eurozone steigt auf 27,4 Punkte, den höchsten Stand seit Juli 2007. Getragen werden die Einschätzungen zunehmend von der Lagebeurteilung, die mit 34,5 Punkten den höchsten Stand seit Januar 2008 erreicht hat. Noch besser läuft es in Deutschland. Hier erreicht die Lagebeurteilung mit 61,3 Punkten den fünftgrößten jemals gemessenen Wert. 

Die monatliche Umfrage wurde noch vor dem Sieg des europafreundlichen Emmanuel Macron bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich abgeschlossen. Schon damals beurteilten die Anleger die Konjunktur in der Euro-Zone erneut besser und erwarteten offensichtlich eine Abnahme der politischen Unsicherheiten in der Eurozone. Die Lagebeurteilung stieg zum fünften Mal in Folge auf 34,5 Punkte, die Erwartungen legten ebenfalls, wenn auch leicht, auf 20,5 Zähler zu.  "Damit hat aus Sicht der Anleger nun auch die Eurozone als Ganzes die Folgen der Finanzkrise des Jahres 2008 überwunden", fasst Hübner zusammen.

Das Bild, welches die Sentix-Konjunkturindizes vermitteln, ist erstaunlich robust und steht damit im Widerspruch zu der nach wie vor sehr zögerlichen Beurteilung der Konjunktur, wie sie von EZB-Präsident Mario Draghi vorgenommen wird.

sentix Konjunkturindex für Euroland – Lage und Erwartungen  

 

Dieses Spannungsfeld zwischen Markt und EZB dürfte vor allem für die weitere Bondmarkt-Entwicklung entscheidend sein. Das Sentix-Themenbarometer bleibt im negativen Bereich, unter anderem weil die Anleger nach wie vor damit rechnen, dass die geldpolitischen Impulse auslaufen und die Inflationserwartungen, trotz deutlich rückläufiger Ölpreise, negativ bleiben. Möglicherweise hat aber auch Mario Draghi die internationalen Tendenzen stärker im Blick als die Anleger, und es gibt mit den US-Konjunkturerwartungen zunehmend Grund zur Sorge, gibt Hübner zu bedenken. (kb/ps)