Erst bescherte er der Société Générale mit riskanten Spekulationsgeschäften einen Verlust von rund 4,9 Milliarden Euro – jetzt will er eine noch höhere Abfindung: Jérôme Kerviel, einstmals Skandal-Händler bei dem französischen Kreditinstitut, verklagt seinen ehemaligen Arbeitgeber auf Schadensersatz. Kerviel will sage und schreibe 5,7 Milliarden Euro als Entschädigung für seine Entlassung im Jahr 2008, die er für ungerechtfertigt hält, berichtet Bloomberg. Seine Argumentation: Die Société Générale und seine direkten Vorgesetzten habe sehr wohl über seine Handelsgeschäfte Bescheid gewusst.

Kerviel begründet seine hohe Forderung damit, dass die Bank ihn zuvor dazu gedrängt hatte, die Verluste aus seinen Spekulationsgeschäften in voller Höhe zu erstatten. "Société Générale hat einen Präzedenzfall geschaffen, der es gestattet, ohne Beweise 4,9 Milliarden Euro Schadenersatz zu verlangen", erklärte Kerviels Anwalt David Koubbi bei Gericht.

Zweifel am Ermittlungshergang
Die Schadenersatzforderung wurde bislang nicht durchgesetzt. Kerviels Behauptung, nicht für den Milliardenverlust bei der französischen Bank verantwortlich zu sein, stößt indes auf taube Ohren. Mehrere Urteile kamen zu dem Ergebnis, dass der Skandalhändler sehr wohl die alleinige Verantwortung für das Desaster trägt. Trotzdem hält er daran fest, dass sein Ex-Arbeitgeber einen Teil der Schuld trägt.

Kerviel sieht sich durch Äußerungen von Nathalie Le Roy bestätigt, der Ermittlerin, die in den Jahren 2008 und 2012 die Untersuchungen gegen ihn leitete. Sie erklärte im vergangenen Jahr, sie sei unter Druck gesetzt worden, sich allein auf Beweise für Kerviels Schuld zu konzentrieren. Wann es zur Verhandlung kommt, ist noch unklar. Im Juni steht zunächst ein Zivilprozess an, in dem es um die Summe geht, die Kerviel der Société Générale schuldet. (fp)