Die Stärke des Franken hat Thomas Jordan zufolge entscheidend dazu beigetragen, dass die Inflation in der Schweiz im Vergleich zu den USA und dem Euroraum niedrig blieb. In den vergangenen Jahren habe die Teuerung nie mehr als 3,5 Prozent betragen, betonte der Präsident der Schweizer Notenbank SNB am Dienstag (20.8.) vor Wirtschaftsvertretern bei einer Veranstaltung im schweizerischen Schwyz. Dies sei vor allem auf den Wechselkurs zurückzuführen. Im Vergleich dazu erreichte die Inflation in den USA 2022 einen Höchstwert von 9,1 Prozent. Im Euroraum waren es im selben Jahr zeitweise sogar 10,6 Prozent.

Wenn man sich vor importierter Inflation schützen wolle, müsse man den Franken aufwerten, sagte Jordan weiter, der im nächsten Monat aus dem Amt scheiden wird. Aus diesem Grund habe die Zentralbank 2022 aufgehört, Fremdwährungen zu kaufen, um dem Effekt des Zustroms in den Franken entgegenzuwirken. Bis Ende 2023 habe sie ihre Devisenbestände sogar reduziert.

Geringerer Zinsanstieg
Die Aufwertung des Franken habe es der SNB ermöglicht, die Zinsen weniger drastisch anzuheben als andere Industrieländer-Zentralbanken, sagte Jordan. In der Schweiz war der Leitzins nur bis auf 1,75 Prozent heraufgesetzt worden, bevor die Währungshüter im März mit der Lockerung der Geldpolitik begonnen hatten. Die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank hatten die Zinsen auf wesentlich höhere Werte angehoben. 

Die Popularität des Franken als sicherer Hafen für ausländische Investoren habe allerdings auch ihre Schattenseite: Die Stärke der Währung erschwert den eidgenössischen Exporteuren das Geschäft. Die größte Lobbygruppe der Schweizer Industrie hat die SNB aufgefordert, zu intervenieren, um eine weitere Aufwertung des Franken zu verhindern. Mit den Sorgen über eine mögliche Rezession in den USA und den Turbulenzen in Japan hatte der Franken jüngst deutlich aufgewertet. Inzwischen hat sich der Wechselkurs allerdings wieder stabilisiert.

Die Mehrheit von "Bloomberg" befragter Ökonomen erwartet von der SNB nur eine weitere Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf ein Prozent im September. Händler an den Swap-Märkten wetten indessen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik. (Bloomberg/jb)