"Vor uns liegt ein unsicheres Jahr 2020, in einem insgesamt unsicheren Umfeld, in dem alte Grundsätze an Bedeutung oder gar an Gültigkeit verloren haben, und wir unsere Renditeerwartungen senken müssen". So lautete die wenig hoffnungsfroh anmutende Botschaft, die Sonja Laud, Chief Investment Officer von Legal & General Investment Management, mit nach Mannheim gebracht hatte.

Unsicherheit beziehe sich dabei hauptsächlich auf politische Risiken, erklärte sie nach ihrem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS im Video-Interview. "Wenn wir uns das wirtschaftliche Umfeld anschauen, dann ist es sogar einigermaßen stabil, die Daten im verarbeitenden Gewerbe – lange Zeit das 'Sorgenkind' – sind sogar etwas besser", so Laud.

Frage nach dem richtigen Umgang mit Negativzinsen
Allerdings seien Asset Manager inzwischen verstärkt mit der Frage konfrontiert, wie sie mit negativen Zinsen umzugehen gedenken. Sie müssen sich fragen lassen, was es bedeute, wenn viele Anleihen inzwischen ein negatives Vorzeichen bei der Rendite tragen, und ob es überhaupt noch sinnvoll sei, negativ verzinste Anleihen in den eigenen Allokationsprozess einzubauen.

"Ein Umfeld, in dem das Zinsniveau so niedrig ist wie jetzt, bleibt nicht ohne Einfluss auf relative Bewertungskriterien von Assetklassen und Strategien", so Laud. "Deshalb muss man als Asset Manager heutzutage natürlich sehr viel gesamtheitlicher in der eigenen Analyse von Märkten und Marktsegmenten arbeiten, um zu verstehen, wie man zum Beispiel auf Ereignisse an den Aktienmärkten reagieren soll", sagt sie. Fondsmanager müssten zudem überlegen, wie sie mit der Ausweitung von investierbaren Assetklassen umgehen sollen. Denn mit einer wachsenden Zahl an Anleihen mit negativem Vorzeichen komme natürlich fast automatisch die Frage nach einem möglichen Ersatz auf. Das habe dazu geführt, dass eine Gesellschaft wie Legal & General IM heute sehr viel stärker die sogenannten Real Assets und Alternative Investments in ihre Arbeit einbeziehe als früher.

Alle Experten in einem Raum
Von einer Art Kästchendenken in unterschiedlichen Assetklassen, wie das bei manchem Ihrer Wettbewerber immer noch üblich ist, habe sich ihre Gesellschaft ohnehin schon seit langem verabschiedet. "Wir haben einen sehr stark integrierten Strategieansatz und betreiben unsere Analysegespräche mit den Vertretern von wirklich allen Assetklassen in nur einem Raum", so Laud. Nur so könne die Diskussion wirklich gesamtheitlich geführt werden, um dadurch alle wesentlichen Gesichtspunkte von Anlageentscheidungen zu berücksichtigen.

Auch zum Themenkomplex ESG und Nachhaltigkeit hat Sonja Laud ihre durchaus eigene Position. Wie diese genau aussieht und welche Erwartungen die Strategin in Bezug auf das Geschäft ihrer Gesellschaft in Kontinentaleuropa hegt, erfahren interessierte Leser im anschließenden Video-Interview. (hh)