Die Niedrigzinsen haben das Potential, die deutsche Banken- und Sparkassenlandschaft zu zerstören. Die Kritik an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wird daher immer lauter. Einer dieser Kritiker ist Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg. Wie "Bloomberg" berichtet, äußerte sich Schneider auf einer Veranstaltung am Mittwoch (24. Juli) "schockiert" darüber, dass EZB-Präsident ario Draghi die Zinsen weiter senken könnte: “Wir haben bereits heute eine verheerende Zinssituation, deren Ende nicht absehbar ist.”

Wenn die EZB ihren Kurs noch verschärfe, werde das nicht nur den ganzen Finanzsektor hart treffen, sondern vor allem die Sparer. “Gleichzeitig wird die längst überfällige und uns immer wieder in Aussicht gestellte Zinswende zu einer Fata Morgana.“ Es stelle sich die Frage, wie lange es sich Kreditinstitute noch leisten können, auf der einen Seite für überschüssige Einlagen Negativzinsen bei der EZB zu zahlen, diese aber auf der anderen Seite nicht auf breiter Basis an Kunden weiterzugeben, sagte Schneider.

Geldhäuser fordern Erleichterungen
Auch Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbandes, hatte unlängst die niedrigen Zinsen in Europa kritisiert. “Auf absehbare Zeit wird die EZB nicht aus der Niedrigzinspolitik aussteigen. Deshalb sollte sie darüber nachdenken, für die Banken einen Freibetrag wie etwa in der Schweiz einzuführen. Das würde den Banken in Europa helfen”, sagte er im April.

Derweil fallen branchenweit die Hemmungen, Kunden an den gestiegenen Geldkosten zu beteiligen: Nach einer Erhebung des Internetportals Tagesgeldvergleich.net aus diesem Monat erheben bereits mindestens 22 deutsche Finanzinstitute derzeit Strafzinsen für private Kunden. In der Regel würden negative Zinsen in Höhe von 0,40 Prozent auf Einlagen über einer bestimmten Grenze berechnet. (aa)