Es braucht mehr als ein "Tapering" der Fed, damit die Zinsen wieder steigen, meinen die Volkswirte von Standard Life Investments (SLI) in einer aktuellen Einschätzung. Zahlreiche Zunftkollegen sehen das anders: Denn jetzt, wo die Fed erkennen lässt, dass sie Ende des Jahres damit beginnen will, ihre Bilanz zu reduzieren, erwarten die meisten Ökonomen, dass dieser Prozess die langfristigen Zinsen global anstiegen lassen werde.

Zwar sei es richtig, dass die Prämie für das Zinsänderungsrisiko in den Kernmärkten für Staatsanleihen während der Ankaufprogramme der Zentralbanken im Schnitt viel niedriger war als in der Vorkrisenzeit.

Auch würden empirische Studien zeigen dass ein Ankaufprogramm im Wert von zehn Prozent des GDP durchaus einen Zinseffekt habe, der allerdings je nach Land und Studie zwischen 23 und 175 Basispunkten. Es gebe jedoch eine ganze Reihe von Gründen, von einer Normalisierung der Fed-Bilanz nicht allzu große Zinseffekte zu erwarten.

Trotz Normalisierung kein großer Zinseffekt
Zum einen würde die Fed wahrscheinlich in einem ersten Schritt nur die Reinvestition von fällig werdenden Anleihen auslaufen lassen, anstatt Anleihen tatsächlich zu verkaufen. Zum anderen würden sowohl die EZB als auch die BoJ mit ihren jeweiligen Programmen mindestens bis Ende 2018 fortfahren und damit die Yields weltweit beeinflussen. Und drittens gebe es das Risiko, dass ein verfrühtes Zurückfahren der Ankaufprogramme sogar auf die Zinsen drücke, indem das Wachstum und die Inflationserwartungen beeinträchtigt würden.

SLI-Chefvolkswirt Jeremy Lawson verweist darüber hinaus auf nicht-monetäre Faktoren, die die Zinsen tief halten: hohe Verschuldung weltweit; Ersparnisüberhang, einerseits, und fehlendes Wachstumspotenzial und Investitionen, andererseits; dauerhaft niedrige Inflation; Regulierung, die Finanzinstitute anhält, langfristige Bonds zu halten. "Wenn die Fed beginnt, ihre Bilanz herunterzufahren, ist wohl mit einem moderaten Anstieg der globalen Zinsen zu rechnen – aber sie werden höchstwahrscheinlich nicht wieder die Vorkrisen-Niveaus erreichen“, so Lawson. (aa)