2022 ist ein Jahr, das Ariel Bezalel wohl am liebsten vergessen würde: Rund 16 Prozent Verlust sind nicht das, was die Anleger von seinem Fonds Jupiter Dynamic Bond gewohnt sind. Doch die Chancen stehen gut, dass das vergangene Jahr nur einen Rücksetzer in einer auf lange Sicht überzeugenden Performance von Bezalels flexibler Rentenstrategie markiert: Im ersten Quartal dieses Jahres ließ der Starmanager wieder 95 Prozent der Mitbewerber seiner Morningstar-Vergleichsgruppe hinter sich. Die Redaktion traf Bezalel auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim zum Interview.


Herr Bezalel, Glückwunsch zur starken Performance der letzten Monate. Wie haben Sie das Comeback geschafft?

Ariel Bezalel: Unsere Makro-Positionierung für 2023 beginnt sich auszuzahlen. Die Sorge wird sich in den kommenden Monaten immer stärker auf das nachlassende Wirtschaftswachstum richten. Die Zentralbanken sind noch immer besessen von Inflation, weil sie zu sehr in den Rückspiegel schauen. Das halten wir für falsch. Inflation war das Thema des vergangenen Jahres, dieses Jahr geht es ums Wachstum. Die enormen Zinserhöhungen zeigen immer deutlicher Wirkung. Ich glaube, dass die Fed schon im zweiten Halbjahr die Zinsen wieder senken muss, vielleicht sogar sehr rasch.

Waren die jüngsten Zinserhöhungen in den USA und Europa ein Schritt zu viel?

Bezalel: Ja. Wenn die Geschäftsbanken keine Kredite mehr vergeben, rutscht die Wirtschaft zwangsläufig in die Rezession. Genau das erleben wir gerade. Die Umfragen der US-Notenbank zeigen seit Monaten, dass Geschäftsbanken in den USA ihre Kreditvergabe vor allem angesichts des unsicheren Makroausblicks drosseln. Nun kommt die Unsicherheit im Bankensektor dazu. Viele US-Geschäftsbanken wissen heute nicht, wie ihre Einlagen in ein paar Wochen aussehen werden. Fed-Chef Jerome Powell hat zwar bei der letzten Zinsentscheidung angemerkt, dass die Turbulenzen im US-Bankenmarkt eine Verknappung der Kreditvergabe zur Folge haben könnten, aber er hat wohl verkannt, mit welcher Geschwindigkeit sich die US-Wirtschaft abkühlt. Die US-Notenbank wird den letzten Zinsschritt noch bedauern, und auch die EZB hätte die Zinsen nicht mehr erhöhen müssen.

Rechnen Sie fest mit einer Rezession?

Bezalel: Ja. Das Geldangebot in den USA kollabiert gerade, und auch in Europa knickt das Geldangebot dramatisch ein. Das ist ein Frühindikator einer Rezession. In den USA werden wir bis Mitte des Jahres klare Beweise haben, dass sich der Arbeitsmarkt abschwächt, und auch in Europa wird das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte deutlich schwächer werden.

Wie stellen Sie Ihr Portfolio darauf ein?

Bezalel: Wir gehen zunehmend in den "Risk off"-Modus über und investieren vor allem in sichere Staatsanleihen. Zudem haben wir derzeit die wohl längste Duration, die wir je in unserem Fonds hatten. Mit 7,5 Jahren ist die Duration auch deutlich länger als die unserer meisten Wettbewerber. Wenn die Rezession kommt, sind langlaufende, sichere Anleihen der Platz, an dem man sein muss.

Vielen Dank für das Gespräch. (jh)