Anleger sollten sich auf weiterhin erhöhte Volatilität am Kapitalmarkt einstellen, mahnt Dave Dudding, Manager des Threadneedle European Select Fund und des Threadneedle Global Focus Fund. In diesem Umfeld werde sich die Ertragsstärke erstklassiger Geschäftsmodelle besonders auszahlen, erläutert er in seinem Gastbeitrag für FONDS professionell ONLINE. (bm)


Es sind unsichere Zeiten für Anleger: Seit Jahren prägen Notenbanken die Kapitalmärkte mit unkonventionellen Maßnahmen. Dazu kommen politische Ereignisse wie der Brexit im Juni oder der überraschende Ausgang der US-Präsidentschaftswahl im November des vergangenen Jahres. Mit den Präsidentschafts- und Bundestagswahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland stehen in den kommenden Monaten weitere wegweisende Entscheidungen an. Angesichts dessen sollten Anleger weiterhin mit Phasen heftiger Kursausschläge rechnen.

Deswegen einen Bogen um den Aktienmarkt zu machen, ist keine Alternative. Denn die Anleihenrenditen sind trotz des jüngsten Anstiegs noch immer niedrig. Und bei einem weiteren Renditeanstieg drohen erneute Kursverluste. Aktien hingegen bieten nicht nur die Chance auf Kursgewinne, sondern auch die Möglichkeit regelmäßiger und steigender Dividendenzahlungen – und damit einen gewissen Schutz vor einem möglichen Anstieg der Inflation. Insofern führt an Aktien kein Weg vorbei, sie gehören als unerlässliche Beimischung ins Portfolio.

Doch wie lässt sich dies umsetzen, ohne allzu starke Kursausschläge mitmachen zu müssen? Die Lösung bieten hochklassige Unternehmen wie Google, Colgate und Visa. Diese haben in den vergangenen Jahren tendenziell hohe Kapitalrenditen erwirtschaftet, ein überdurchschnittliches Ertragswachstum verzeichnet und ihre Aktionäre mit hohen Anlageerträgen erfreut – während andere Unternehmen enttäuschende Ergebnisse vorgelegt haben und die Aktienmärkte starke Kursschwankungen zu verkraften hatten.

Strukturelle Wettbewerbsvorteile sind entscheidend
Diese globalen Champions haben eines gemeinsam: strukturelle Wettbewerbsvorteile, durch die sie über lange Zeiträume hinweg nachhaltig hohe Erträge erwirtschaften können. Zu diesen Wettbewerbsvorteilen gehören erstens immaterielle Vermögenswerte wie Marken oder Patente, die verhindern, dass neue Wettbewerber in den Markt eintreten – siehe den Konsumgüterhersteller Colgate-Palmolive. Zweitens spielen wie beim US-Großhändler Costco Kostenvorteile eine Rolle, denn der kostengünstigste Produzent kann seine Konkurrenten aus dem Markt drängen.

Günstig wirkt drittens der Netzwerkeffekt, indem der Wert einer Dienstleistung steigt, je mehr Menschen diese nutzen – etwa beim chinesischen Internetunternehmen Tencent. Das US-Technologieunternehmen Thermo Fisher verdeutlicht viertens den Vorteil der optimalen Betriebsgröße. Und fünftens wirken Kosten, die mit dem Wechsel des Anbieters verbunden sind, günstig – siehe den britischen Medienkonzern RELX Group. Ohne diese fünf Vorteile würde der Wettbewerbsdruck die Unternehmensgewinne vermutlich schnell aufzehren.

Neben den individuellen Wettbewerbsvorteilen sollten Anleger auch ein Verständnis für die jeweiligen Branchen haben, um zu erkennen, welche Unternehmen erstklassig positioniert sind. Dafür bietet sich das Fünf-Kräfte-Modell von Harvard-Professor Michael Porter an. Es umfasst die Rivalität eines Unternehmens zu seinen Wettbewerbern, Eintrittsbarrieren für den entsprechenden Markt, die Austauschbarkeit der Produkte des Unternehmens, die Anbieterstärke und die Nachfragestärke, sprich die Macht der Kunden.

Marktskepsis führt zu Unterbewertungen
Der Markt geht tendenziell davon aus, dass Wettbewerbsvorteile im Laufe der Zeit schwinden. Und teilweise ist diese Annahme berechtigt, wie die Beispiele Kodak und Walt Disney zeigen – aber eben nur teilweise. Denn es sind auch Aktien von Unternehmen, die positioniert sind, um ihre herausragende Stellung langfristig beizubehalten, vielfach zu günstig bewertet.

Daraus ergeben sich für wirklich aktive Portfoliomanager attraktive Anlageideen. So investieren wir mit dem Threadneedle Global Focus Fund beispielsweise in Konsumbereiche mit einer hohen Markentreue oder in die Pharmabranche, wo Patente eine wirksame Markteintrittsbarriere darstellen. Generell interessant sind Oligopole – sprich Branchen, die sich durch eine kleine Anzahl dominanter Akteure mit hoher Preissetzungsmacht auszeichnen. Noch besser sind nicht regulierte Monopole.

Aktuell sprechen mehrere makroökonomische und geopolitische Faktoren dafür, dass die Aktienrenditen künftig niedriger ausfallen werden. Erstklassige Unternehmen sollten ihre Gewinne auch in Zukunft ausbauen können und so ihren Aktienkursen Auftrieb geben – selbst wenn die Weltwirtschaft über einen längeren Zeitraum nur langsam wachsen sollte. Wirklich aktive Portfoliomanager können durch sorgfältige Analysen der Geschäftsmodelle die besten Unternehmen der Welt identifizieren und auf Basis einer erfolgreichen Einzeltitelselektion Mehrrenditen für Anleger erwirtschaften.