Es ging um wichtige Themen und Fragen: Wie wird das  Anlagejahr 2019? Was kann man aus 2018 für das laufende Jahr lernen? Und vor allem: Warum machen Finanzexperten für die Beschreibung ihrer Tätigkeiten eigentlich so gerne Anleihen beim Sport? Auf alle Fragen hatten Henning Gebhardt, Chef der Sparte Wealth und Asset Management bei der Berenberg Bank, und Peter Kraus, Leiter Nebenwerte bei Berenberg Asset Management, im Rahmen einer von ZDF-Sportstudio-Moderator Jochen Breyer geleiteten Podiumsdiskussion auf dem diesjährigen FONDS professionell KONGRESS in Mannheim die Antworten.

"Beide Tätigkeiten sind anstrengend und, was viel wichtiger ist, sie sind messbar und somit transparent", erwidert Kraus auf die Frage nach der Sportverliebheit vieler professioneller Portfoliolenker. "Durch die Digitalisierung können Kunden gleichsam in Echtzeit die Entwicklungen an den Märkten und damit auch die Fondsperformance verfolgen." Und Gebhardt ergänzt: "Tabellen kann jeder lesen, egal ob im Sport oder im Asset Management in Form von Performance-Rankings." Das wiederum übe Druck auf die Manager aus, mit dem diese umgehen können müssen.

2018 war holpriges Jahr für Aktien
Ein Beispiel dafür, welcher Druck auf den Portfoliolenkern lastet, lieferte das abgelaufene Jahr. "2018 war holprig, vor allem der Dezember war sehr schwierig, da die Marktentwicklung ähnlich schlimm wie zuletzt 2008 war", erinnerrt sich Kraus. Die in dieser Situation schwierigste Aufgabe als Fondsverantwortlicher sei es gewesen, keine Entscheidung zu treffen, die man später bereut

Das vergangene Jahr war nach Ansicht des Nebenwerte-Experten zudem sehr lehrreich: Anfangs habe es so ausgesehen, als ob es nur normale Rücksetzer an den Börsen geben würde. Dann aber kam es durch die Politik zu negativen Sondereffekten –  womit Kraus die Eskalation des amerikanisch-chinesischen Handelsstreits und nicht etwa den Brexit meinte. "Die Entscheidungen der Politik in beiden Ländern sorgte für Unsicherheiten bei Automobilherstellern, was sich in höheren Kosten niederschlug." Unnötig zu sagen, dass Börsianer das nicht mochten.

Politischer Einfluss auf Märkte wird größer
Gebhardt geht wegen des Einflusses der Politik auf die Märkte davon aus, dass die Volatilität 2019 hoch bleibt. "Politiker setzen eigentlich nur den regulatorischen Rahmen für die Wirtschaft, nun mischen sie sich direkt ein." Das sei etwas Neues. Europa werde dadurch unberechenbarer – auch wegen des Zulaufs, den Populisten in vielen Ländern haben. Sein Ausblick für 2019 ist daher eher pessimistisch, auch wenn er positive Überraschungen nicht ausschließen möchte.

Das könnte auch auf die von Gebhardt und Kraus gemanagten Portfolios zutreffen. Zwar setzen beide stark auf Nebenwerte, die sie mittels klassischem Stockpicking mit persönlichen Vor-Ort-Besuchen bei den betreffenden Mittelständlern auswählen. Das lohne sich in aller Regel, schließlich übertreffen die Performances von Small Caps die von Blue Chips in aller Regel, so Kraus. Allerdings warnt sein Chef Gebhardt, dass sich die allgemeinen, auch politisch bedingten negativen Markttendenzen ebenfalls auf die Nebenwerte auswirken können.

"Königstransfer" schlug fehl
Um zumindest bei der Wahl dieser Aktien keine Fehler zu machen, seien also gute Manager wichtig. Auch das sei eine weitere Analogie aus dem Mannschaftssport: Man brauche ein gutes Team, nur so könne man mittelfristig Erfolg haben.

Beide Diskutanten waren sich natürlich einig darüber, dass Berenberg bereits eine gute Mannschaft hat, auch wenn der "Königstransfer" Tim Albrecht schlussendlich nicht zustande kam. Was diesen Punkt betrifft, beweist Gebhardt wahren Sportsgeist: "Bei der DWS gab es einen Trainerwechsel, sodass Tim sich umentschieden hat, doch für sein altes Team aufzulaufen."(jb)