Andreas Dombret, im Vorstand der Bundesbank unter anderem zuständig für die Bankenaufsicht, rechnet mit einem baldigen Ende der kostenlosen Bankenwelt in Deutschland. "Wir sehen ein Ende der Umsonstkultur", sagte Dombret im Interview mit der "Welt". Mittlerweile verlangen immer mehr Geldhäuser Extra-Gebühren für viele ihrer Dienstleistungen und Produkte. Diese Entwicklung dürfte sich wohl fortsetzen, erwartet Dombret: "Allerdings müssen diese Produkte auch attraktiv sein, sonst werden Banken und Sparkassen dafür diese Preise nicht am Markt durchsetzen können", sagte er.

Konto, Kreditkarte, Bargeldabhebung und die Nutzung der SB-Terminals könnten für Bankkunden künftig teurer werden. Neben vielen Sparkassen und Volksbanken rufen auch private Geschäftsbanken wie die Hypovereinsbank oder die Postbank Gebühren für einstmals kostenlose Dienstleistungen auf.

Angesichts der extrem niedrigen Zinsen könne der Bankensektor "nur Kosten senken oder Provisionen und Gebühren erhöhen", so Dombret. Ob die Gebühren fürs Banking auch wieder sinken oder gar verschwinden könnten, sobald die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinswende einleitet und die Leitzinsen anhebt, darauf wollte sich der Bundesbanker im Interview nicht festlegen: "Das ist eine Frage des Wettbewerbs."

Erste Klagen gegen Negativzinsen
Indes beschäftigt der Streit um Negativzinsen bereits die ersten Gerichte in Deutschland, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Die grundätzliche Frage sei, ob Banken und Sparkassen überhaupt negative Zinsen für bestehende Verträge ohne Zustimmung der Kunden einführen dürfen. Laut Tobias Tröger, Bankrechtsprofessor am "House of Finance" der Frankfurter Goethe-Universität, verzichten viele Bankkunden, die von negativen Zinsen betroffen sind, derzeit noch auf den Rechtsweg. Denn der individuelle Streitwert ist oft zu gering. Man müsse auf rund 5.000 Euro Streitwert kommen, damit sich überhaupt ein Landgericht damit beschäftige, sagt Tröger. Erste Fälle von Zivilverfahren vor Gerichten der unteren Instanz gebe es aber mittlerweile.

Die deutschen Sparkassen haben ihre Kunden Mitte März bereits zum wiederholten Male auf steigende Gebühren eingestimmt und wollen ansonsten durch Fusionen ihre Kosten senken. Kunden mehrerer Sparkassen müssen neuerdings schon fürs Geldabheben am institutseigenen Automaten zahlen. Andere Geldhäuser könnten nachziehen und ebenfalls Geld für Barabhebungen verlangen, erwarten Verbraucherschützer. (fp)