Die Mehrheit der Aktien der deutschen Dax-Konzerne befindet sich in ausländischem Besitz. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zur Aktionärsstruktur der im Dax gelisteten Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr. Demnach befinden sich 51 Prozent der Anteile von Deutschlands Top-Unternehmen in der Hand ausländischer Investoren. Anleger aus Deutschland besitzen lediglich etwas mehr als ein Drittel (33,6 Prozent). Der übrige Aktienbestand der Dax-Konzerne lässt sich regional nicht zuordnen. 

Vor allem US-Anleger fahren Engagement hoch
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Auslandsanteil im Geschäftsjahr 2023 leicht – um 0,6 Prozentpunkte – gesunken, während der Anteil deutscher Aktionäre minimal gestiegen ist (plus 0,1 Prozentpunkte). Insgesamt haben demnach in den vergangenen Jahren vor allem nordamerikanische Anleger ihr Engagement bei den deutschen Top-Unternehmen deutlich hochgefahren. Gleichzeitig sind Investoren aus dem europäischen Ausland zurückhaltender geworden: Seit dem Jahr 2010 ist der Anteil nordamerikanischer Anleger bei den Dax-Unternehmen von 17,4 auf zuletzt 23,5 Prozent gestiegen. Der Anteil europäischer Investoren sank hingegen von 25,7 auf 22,6 Prozent.

Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY, wertet das starke Engagement ausländischer Investoren bei Deutschlands Top-Konzernen als "Beleg für das immer noch große Vertrauen in die deutsche Wirtschaft und die deutschen Top-Unternehmen". Die große Bedeutung ausländischer Investoren passe zudem zur starken internationalen Ausrichtung der meisten Dax-Unternehmen, so Ahlers: "Ausländische Märkte haben für deutsche Top-Konzerne eine überragende Bedeutung – sowohl als Absatzmärkte als auch als Produktionsstandorte."

Mit dem Engagement steigt der Einfluss
Mit dem starken Gewicht ausländischer Aktionäre gehe auch ein zunehmender Einfluss ausländischer Akteure auf Unternehmensentscheidungen einher, heißt es dazu. Dabei könnten die Interessen eines US-amerikanischen Investors durchaus von denen eines deutschen Anlegers abweichen. "Wenn es beispielsweise um wichtige Investitionsentscheidungen geht, zieht es auch deutsche Unternehmen zunehmend dahin, wo sie die besten Rahmenbedingungen vorfinden – das sind sie ihren Investoren schuldig", sagt Ahlers. Der Standort Deutschland müsse sich also immer wieder neu behaupten.

Das starke Gewicht ausländischer Aktionäre führt auch dazu, dass Dividenden in erheblichem Umfang ins Ausland abfließen. Für das vergangene Geschäftsjahr haben die Dax-Konzerne so viel Geld an ihre Aktionäre ausgeschüttet wie nie zuvor: insgesamt 53,8 Milliarden Euro. Davon flossen mindestens 26,0 Milliarden Euro an Anleger im Ausland; nur 22,2 Milliarden Euro gingen demnach an Anleger aus Deutschland.

Die Aktien dieser Firmen sind fest in ausländischem Besitz
Den höchsten Anteil ausländischer Aktionäre weisen der Luftfahrtzulieferer MTU Aero Engines und der Chemiekonzern Brenntag auf – bei beiden Unternehmen sind 81 Prozent der Anteile in den Händen ausländischer Investoren. Den höchsten Anteil deutscher Anleger weist hingegen mit 88 Prozent die Porsche AG auf – die große Mehrheit der Aktien gehören der Volkswagen AG und der Porsche Automobil Holding SE. (jh)