Was im November 1996 mit dem Heilsversprechen einer neuen Volksaktie begonnen hatte, endete für viele Deutsche in einem regelrechten Trauma: Rund 1,9 Millionen Kleinanleger investierten in den 1990er Jahren umgerechnet 4,2 Milliarden Euro in Aktien der Deutschen Telekom. Das enorme Interesse an der T-Aktie trieb den Kurs vorübergehend massiv in die Höhe. Die Freude war allerdings nicht von Dauer: Kurze Zeit später fiel der Kurs wie ein Stein und hat sich bis heute nicht vollständig erholt. Da trösten auch die verlässlich strömenden Dividenden kaum. Der Aktienkultur in Deutschland hat das T-Aktien-Debakel Schäden zugefügt, die bis heute nachwirken, schreibt das "Handelsblatt".

Der Kurs der T-Aktie wurde zunächst noch von mehreren erfolgreichen Kapitalerhöhungen gestützt. Missmanagement, waghalsige Übernahmen, horrende Schulden und das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende ließen die neue deutsche Börseneuphorie jedoch für viele Anleger im Desaster enden. Der Vertrauensverlust von damals hält bis heute hartnäckig an: Haushalte, die den Trubel rund um die T-Aktie miterlebt haben, engagieren sich seither deutlich seltener am Kapitalmarkt, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt. Auch der jüngste Aktienboom ging an vielen von ihnen vorbei.

Aufklärung im Schulunterricht
"Haushalte, die damals in T-Aktien investiert haben, investieren 20 Jahre später nicht nur zwölf Prozent weniger in Aktien als Haushalte, die zwar das Telekom-Ereignis miterlebt haben, aber nicht aktiv investiert waren. Sie steigen auch mit einer um 18 Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit in den Aktienmarkt ein", so die Studienautoren des DIW. Ihre Forderungen: eine strengere Finanzaufsicht und Börsen-Unterricht in der Schule. Um weitere Traumata zu verhindern. (fp)