Nachdem die US-Notenbank Fed bereits zweimal die Leitzinsen erhöht hat, fragen sich Investoren: Naht jetzt auch in Europa das Ende der Niedrigzinsphase? Noch nicht, sagt Thomas Kirchmair, Fondsmanager bei Swisscanto. "Wir erwarten aufgrund steigender Inflationszahlen und besserer globaler Konjunkturprognosen weder Zinssenkungen noch Erhöhungen durch die Europäische Zentralbank. Daher sehen wir noch kein Ende des Zyklus." In den USA ist die Zinswende wiederum so sanft eingeleitet worden, dass Anleger zunächst keine hohen Verluste fürchten müssen.

Insgesamt beurteilt Kirchmair das Umfeld für Bond-Investments positiv. Die globalen Wirtschaftsdaten sähen gut aus. "Momentan registrieren wir fundamentale Daten, die bereits im ersten Quartal für gute Entwicklungen an den Anleihemärkten sorgten", sagt der Fondsmanager. Sogar die Schwellenländer haben sich wieder stabilisiert. Ihre Währungen liegen nun wieder auf dem Niveau vor der US-Wahl. "Wegen des wirtschaftlichen Umfelds und des Verhaltens der Notenbanken sehen wir momentan einen Sweet Spot für höher rentierliche Anleihen", so Kirchmair.

Hauptsache kein Rechtsruck
Die größten Risiken im Anleihesegment sind politischer Natur: die anstehenden Wahlen in mehreren europäischen Ländern. Es wäre wichtig, dass es keinen Rechtsruck gibt, betont der Swisscanto-Manager. Würden stattdessen die politische Mitte und die EU gestärkt, käme das Anlegervertrauen in Europa zurück – und mit ihm frisches Geld.

"Mit diesem für Europa positiven Szenario rechnen wir auch", sagt Kirchmair. "Doch wir sind wachsam beim Investieren. Denn die Aussagekraft von Umfragen ist mit Vorsicht zu genießen, wie die US-Wahl gezeigt hat." (fp)