In einer Langfristbetrachtung seit 1900 geben die Aktienbewertungen keine starken Signale. Gemäß diesem Modell ist der S&P500 um 7,5 Prozent unterbewertet. Die aktuellen Gewinne liegen aber deutlich über den Trendgewinnen und lassen die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Trendumkehr der Gewinnentwicklung als hoch erscheinen. Die Analysten von Swisscanto raten in ihrem aktuellen Marktbericht daher mit Aktienaufstockungen noch zuzuwarten.

Märkte brauchen oftmals Jahrzehnte, um von einer extremen Bewertungssituation in das
pure Gegenteil überzureagieren. Gemäß dem verwendeten Langfristmodell ist der S&P500
derzeit um rund 7,5 Prozent unterbewertet. Der Markt ist damit mit hoher Wahrscheinlichkeit weder extrem teuer noch extrem billig. Das ist aber nur die halbe Geschichte, denn der Gewinn pro Aktie unterliegt ebenfalls Schwankungen. Abweichungen der Gewinne von den Trendgewinnen sind meistens konjunkturell bedingt und damit kurzfristigerer Natur (3-6 Jahre). Gleichzeitig finden langfristige Änderungen im Trendgewinnwachstum statt, so beispielsweise die Beschleunigung des Wachstums seit dem Ende des 2. Weltkrieges.

Die heutigen Gewinne haben sich weit von den Trendgewinnen entfernt, so dass die
Wahrscheinlichkeit einer baldigen Gewinntrendumkehr für die Swisscanto-Experten (massive Abnahme des Gewinnwachstums und Schließen der Lücke zwischen ausgewiesenen Gewinnen und Trendgewinnen) hoch erscheint. Rechnet man das Langfristmodell mit Trendgewinnen, kommt man bei Swisscanto zu dem Schluss, dass der S&P500 derzeit rund 11 Prozent überbewertet ist. Der Vergleich mit historischen Über- und Unterbewertungssituationen macht die Schwäche des Signals deutlich. "Es ist allerdings offensichtlich, dass jeder weitere schnelle und starke Anstieg des Aktienmarktes in die "Euphoriezone" führen würde", ist man sich sicher.

Die weiterhin hohen Zuwachsraten diverser Geldmengenaggregate liefern für Swisscanto Hinweise darauf, dass Liquidität weltweit trotz Zinserhöhungen noch im Überfluss vorhanden ist. Ein Überschießen der Aktienmärkte in den nächsten Quartalen ist daher nicht unwahrscheinlich. "Wir bleiben deshalb bei unserer Einschätzung, dass wir die Höchststände dieser Hausse noch nicht gesehen haben. Der Weg dahin wird jedoch deutlich volatiler sein als bisher. In der Anlagestrategie bauen wir Risiken ab, indem wir Wandelanleihen zugunsten von Cash auf neutral reduzieren. Die Aktienquote belassen wir auf neutral. Die Duration wird weiter
leicht erhöht. Eine klar unterdurchschnittliche Duration behalten wir nur in Großbritannien
und Japan bei", resümieren die Swisscanto-Analysten.