Das Marktumfeld ist für Investoren alles andere als leicht zu handhaben. Der Facebook-Datenskandal, Handelskonflikte, die geldpolitische Straffung und schwächere Konjunkturdaten: Im Vergleich zum perfekten "Goldlöckchen-Szenario“ des letzten Jahres ist die gegenwärtige Situation fragil. "Es gibt eine Menge Gründe zur Vorsicht“, mahnt Fabrizio Quirighetti, CIO und Co-Head of Multi-Asset bei Syz Asset Management.

Dennoch: "Das Bild der Weltwirtschaft bleibt positiv“, beruhigt Adrien Pichoud, Chefökonom und Portfoliomanager bei Syz AM. Es erscheine allerdings plötzlich weniger gut prognostizierbar. So bestehe in den USA die Möglichkeit, dass Wachstum und Inflation durch die Schubwirkung des Steuersenkungspakets höher ausfallen; dann könnte die Federal Reserve jedoch einen steileren Pfad der geldpolitischen Straffung beschreiten. "Gleichzeitig schlägt sich der Optimismus über die Steuersenkung von Donald Trump nicht in einem konkreten höheren realen Wirtschaftswachstum nieder", meint Pichoud. 

Die Eurozone hat unterdessen an konjunkturellem Schwung eingebüßt: Zum einen bremsen ein starker Euro und Handelsspannungen die Exporte, zum anderen hat die Wirtschaft offenbar ihre eigene Geschwindigkeitsgrenze erreicht. "Der positive Aspekt für die Märkte ist, dass dies ein mögliches Verlangen der Europäischen Zentralbank nach einer Beschleunigung der geldpolitischen Normalisierung dämpfen dürfte, insbesondere wenn die Inflation in der Eurozone leicht zurückgeht“, betont Pichoud. Für die Schwellenländer sieht es dagegen gut aus. "Sie befinden sich jetzt in einer "Goldlöckchen“-Situation, da sich der wirtschaftliche Hintergrund verbessert, während eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik eine langsame und graduelle Wachstumserholung unterstützen dürfte“, analysiert Quirighetti.

Empfohlene Positionierung
"Bei Anleihen bevorzugen wir Schwellenländeranleihen in Lokal- und Hartwährungen“, erläutert Hartwig Kos, Vice-CIO und Co-Head of Multi-Asset bei Syz AM. Bei Aktien hätten zuletzt der Energiesektor und das Finanzwesen, insbesondere Banken, ein großes Gewicht gehabt, unter anderem aufgrund ihrer Eigenschaft als natürliche Absicherung gegen steigende Zinssätze. "Nun sind Banken jedoch nicht so günstig wie in der Vergangenheit, die Renditen sind in den letzten Jahren bereits bis zu einem gewissen Grad gestiegen und der Pfad dürfte von hier aus eher abwärts verlaufen“, so Kos. Wertigkeit erkennen die Experten dagegen allmählich in Bereichen wie Pharma und Telekommunikation. (aa)