Die Anleiherenditen steigen, die Inflationserwartungen ebenso. Zugleich sind viele Aktien inzwischen sehr hoch bewertet. Kein Wunder, dass Anleger allmählich nervös werden. Steht jetzt ein Crash an den Börsen bevor? Eher nicht, sagt Yoram Lustig, Multi-Asset-Experte bei T. Rowe Price. "Wir erwarten keinen großen Marktschock", sagt er. Dennoch hält er es für sinnvoll, wenn sich Investoren auf Rücksetzer vorbereiten. "Die Bewertungen einiger Anlageklassen, nicht nur die der Aktienmärkte, sind in der Tat überhöht", urteilt er.

Die Experten des Fondsanbieters haben sich mehrere Assets aus diversen Regionen der Welt angeschaut und deren aktuelle Bewertungsniveaus mit dem langfristigen Durchschnitt verglichen. Das Ergebnis: Fast überall liegen die Bewertungen inzwischen deutlich über dem Median der vergangenen Jahre. Nachstehende Grafik zeigt beispielhaft die Renditen diverser Staatsanleihen, die Spreads von Unternehmensanleihen, den Durchschnitt der Aktienmärkte gemessen am Kurs/Gewinn-, Kurs/Buchwert- und Kurs/Cashflow-Verhältnis sowie die Devisenkassakurse von Währungen und vergleicht sie mit den letzten 15 Jahren und berechnet ein Perzentil. Zum Beispiel bedeutet "95 Prozent über US-Treasury", dass zehnjährige Schatzwechsel momentan teurer sind, als sie es in 95 Prozent der Fälle in den letzten 15 Jahren war.

Quelle: T. Rowe Price

Lediglich britische Aktien ("UK equity") und einige Währungspaare, darunter der Euro im Verhältnis zum US-Dollar, sind momentan vergleichsweise günstig. "Bewertungen allein sollten kein Grund für sofortigen Alarm sein", schränkt Lustig zwar ein. "Vermögenswerte mit hohen Bewertungen können immer noch höher steigen und teurer werden." Aber: Hohe Bewertungen dürften viele Investoren bei ihren Anlageentscheidungen verunsichern.

Breit streuen, aktiv investieren
Der Anlageprofi hat fünf Tipps für Anleger, die nicht wissen, wie sie in dem schwierigen aktuellen Marktumfeld vorgehen sollen. Erstens: Zyklische Anlagen wie Value-Titel, Nebenwerte und Schwellenländeraktien übergewichten, denn diese dürften von der anstehenden Wirtschaftserholung besonders stark profitieren. Zweitens: Das Portfolio diversifizieren und sowohl in chancenreiche als auch in defensive Anlageklassen investieren.

Lustigs dritter Rat: Die defensiven Portfoliokomponenten in sich ebenfalls noch einmal diversifizieren, also nicht nur auf sichere Staatsanleihen setzen. Viertens: Global investieren – nicht nur bei Aktien, auch auf der Rentenseite. Zu guter Letzt sollten Anleger nach Ansicht des Profis jetzt einen aktiven Investmentansatz verfolgen. Wer aktiv handelt, muss auch höhere Marktschwankungen nicht fürchten, sondern kann von ihnen profitieren. (fp)