Kommt sie nun - und wenn ja, in welchem Ausmaß? Anleger auf der ganzen Welt bangen seit einigen Wochen vor einem Anstieg der Inflation. Es gibt deutliche Anzeichen für eine Preissteigerung in naher Zukunft: Die Wirtschaft zieht an, die Ölpreise sind im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, und deflationäre Auswirkungen der Pandemie auf bestimmte Dienstleistungen klingen ab. Trotzdem rechnet Jean-Marie Mercadal, Chefanlagestratege beim Vermögensverwalter OFI Asset Management, nicht damit, dass die Inflationsrate langfristig überproportionale Ausmaße annehmen wird. 

"Die jüngsten Statistiken deuten zwar auf einen deutlichen Anstieg der Inflationsrate von ihrem sehr niedrigen, durch die Coronakrise verursachten Niveau hin", sagt Mercadal. "Da die Inflation jedoch auf Basis der letzten zwölf Monate gemessen wird, handelt es sich unserer Meinung nach im Moment vor allem um eine logische Erholung von der einzigartigen Situation des letzten Jahres und nicht um den Beginn einer Inflationsspirale."  Langfristig gesehen sei die deflationäre Entwicklung nicht gestoppt. Gerade mit Blick auf die demografische Entwicklung erinnere die alternde Bevölkerung in den USA, Europa und China einmal mehr an die Situation in Japan.

Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich
Vollkommen ausschließen will Mercadal das Szenario einer Inflationsspirale aber nicht. "Es ist noch nicht absehbar, welche Auswirkungen die in der Geschichte beispiellose ultralockere Geldpolitik der vergangenen Jahre auf die Preisentwicklung in Zukunft haben wird", sagt der Vermögensexperte. Anleger, die sich gegen dieses Szenario absichern möchten, sollten laut Mercadal in inflationsgebundene Anleihen und reale Vermögenswerte, einschließlich Gold, investieren. (fp)