Vor wenigen Tagen feierte der auf europäische Aktien außerhalb Großbritanniens konzentrierte Threadneedle European Select Fund seinen 30. Geburtstag. Sicher ein Grund zum Feiern in einer Zeit, da nur wenige Fondsprodukte auf eine so lange Historie zurückblicken können. Denn auch wenn das Ergebnis im laufenden Jahr nicht mehr als durchschnittlich ausfällt: Der Threadneedle-Fonds gehört im längerfristigen Vergleich nach wie vor zu den Top-Performern seiner Peergroup.

Im Interview mit FONDS professionell geben die beiden Fondsmanager Dave Dudding, seit 1999 bei Columbia Threadneedle, und Mark Nichols, seit 2015 mit an Bord, einen aktuellen Einblick in eine durchaus eigenständige Strategie, mit der sie sich vom Mainstream erfreulich abheben.

Als einen der wichtigsten Aspekte in diesem Zusammenhang nennt Dudding, der das Management des Fonds bereits im Jahr 2008 übernommen hat, die Konzentration des Portfolios auf eine deutlich geringere Zahl von Einzelinvestments als dies vor seiner Zeit als Fondsmanager der Fall war. "Wir sind Überzeugungstäter", so Dudding und erklärt weiter: "War das Fondsvermögen früher auf über 70 Aktien verteilt, so sind es seit einigen Jahren nur noch rund 40 Werte, in die der Fonds investiert." Die jährliche Turnover-Rate liege mit rund 30 Prozent deutlich niedriger als damals, was auf der anderen Seite zu einer Verlängerung der Haltedauer von einzelnen Aktien geführt habe, die heute drei bis fünf Jahre betrage, deutlich länger als die am Markt sonst übliche Halteperiode für eine Aktie.

Auf die Frage, welche Aktien die beiden Fondsmanager derzeit favorisieren, erklärt Mark Nichols zunächst einmal, welche Unternehmen er und sein Kollege möglichst nicht in ihrem Fonds haben wollen: "Das sind Firmen, die durch gewisse Sondereffekte oder Ähnliches in einem Jahr vielleicht stark wachsen, bei denen man aber davon ausgehen muss, dass dieses Wachstum im darauffolgenden Jahr schon wieder deutlich geringer ausfallen wird". Man konzentriere sich deshalb bewusst auf Unternehmen, die ein echtes Potenzial aufweisen, durch entsprechende Steigerungen ihrer Gewinne auf Dauer deutlich zu wachsen und sehr viel größer zu werden. "Wir wollen Langfristgewinner finden", so Nichols, "daher sollte eine hohe Vorhersagbarkeit und Stabilität im Hinblick auf die künftige Entwicklung der Unternehmen gegeben sein, in die wir investieren."

"Fünf-Kräfte-Modell" von Michael Porter als Basis
Die beiden Fondsmanager stützen sich bei ihren Analysen auf das gemeinhin bekannte "Fünf-Kräfte-Modell" des Harvard-Ökonomen Michael Porter, mit dem er herausgearbeitet hat, dass das Wettbewerbsverhalten und die Wettbewerbsdynamik von Unternehmen entscheidend für künftig erzielbare Investment-Returns sind. Darin liege ein wesentlicher Unterschied zu anderen Investmentansätzen, so Nichols.

Insgesamt haben es Dudding und Nichols mit ihrer Strategie geschafft, in den vergangenen sieben Kalenderjahren regelmäßig nicht nur die Benchmark, sondern auch die Peergroup ihres Fonds performancemäßig zu übertreffen. Einzige Ausnahme war das für Aktien besonders starke Jahr 2013. "Wobei man nicht zu erwähnen vergessen sollte, dass die Fondsperformance auch 2013 bei einem Plus von immerhin fast 20 Prozent lag", relativiert Dudding solcherlei Kritik. "Für uns ist vor allem eins wichtig: Wir wollen im Sinne unserer Anleger in erster Linie kein Geld verlieren."

Geduld bringt Geld
Das Jahr 2011, als der Markt mit über 12 Prozent deutlich im Minus gelegen habe, die Anleger im Threadneedle-Fonds aber kaum verloren hätten, habe gezeigt, dass die beiden Fondsmanager dazu durchaus in der Lage sind. Außerdem suche man als Langfristanleger nicht so sehr den kurzfristigen Erfolg. "Deshalb nennen wir unser Produkt gern scherzhaft den 'Fonds, mit dem man langsam reich wird'." Und insgesamt zeige die Wertentwicklung des European Select Fund, dass wirklich aktive Asset Manager wie Columbia Threadneedle durchaus erkennbaren Mehrwert für Anleger schaffen können. (hh)


Das komplette Interview mit Dave Dudding und Mark Nichols können Sie in der aktuellen Heftausgabe 3/2016 von FONDS professionell lesen, die Abonnenten dieser Tage zugestellt wurde. Darin erklären Dudding und Nichols auch, warum sie derzeit nicht nur in Finanzwerten, sondern auch in der Automobilbranche und bei Ölwerten stark untergewichtet sind. Angemeldete FONDS professionell KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch im E-Magazin lesen.