"Vieles darauf hindeutet, dass die goldenen Jahre bald vorbei sein könnten", sagte Fratzscher dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des bekannten Ökonomen nach einem weiteren guten Jahr 2017 in mittlerer Frist nur noch schwach zulegen können. "Das Wirtschaftswachstum wird bergab gehen, daran besteht kein Zweifel", fügte der Ökonom hinzu. Die Frage sei nur noch, wie stark der Abschwung ausfallen werde und wie schnell er komme.

Optimistisch zeigt sich Fratzscher für die größte europäische Volkswirtschaft nur noch für dieses Jahr. "Wahrscheinlich werden die Beschäftigtenzahlen noch einmal steigen, wenn auch deutlich schwächer als 2016." Aufgrund der demografischen Entwicklung wird sich dieser Trend allerdings Mittelfristig umkehren. "Bereits heute können wir eine Million Stellen wegen des Arbeitskräftemangels nicht besetzen", erklärt der Wirtschaftsforscher. "Wenn die Beschäftigtenzahl sinkt, geht auch das Wachstum zurück."

"Mehr in Infrastruktur investieren"
Der Politik stellte der DIW-Chef jedenfalls ein schlechtes Zeugnis aus. „Die gute Lage heute ist nicht das Resultat kluger Wirtschafts- oder Sozialpolitik, sondern hat viel mit Glück zu tun“, meint der Top-Ökonom. „Die Politik klopft sich auf die Schulter und versäumt es, das Land fit für die Zukunft zu machen.“

Fratzscher forderte die deutsche Bundesregierung daher auf, jetzt durch Reformen die Rahmenbedingungen für künftigen Wohlstand zu schaffen. „Die Regierung muss mehr in Infrastruktur investieren. Dabei geht es nicht nur um Straßen und Brücken, sondern auch um digitale Infrastruktur. Kaum ein Industrieland ist da so schlecht aufgestellt wie Deutschland. Außerdem geben wir viel zu wenig für Bildung aus.“ (gp)