Es sei nicht auszuschließen, dass Europa und seine Einheitswährung erneut in eine veritable Krise rutschen, sagte Henning Gebhardt, Chef Wealth und Asset Management bei der Berenberg Bank im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Allerdings hält er ein erneutes Aufflammen für ziemlich unwahrscheinlich. Hauptgrund: "Europa ist heute in viel stärkerer Verfassung als noch im Jahr 2010", sagt der Anlageprofi. 

Bisher haben die politischen Turbulenzen in Italien und Spanien die Märkte zwar relativ gleichgültig gelassen, sagt Gebhardt. Vor allem in Italien bleibe es jedoch weiter spannend für Anleger – nicht zuletzt, weil die Regierungsparteien umfangreiche Steuergeschenke versprochen haben, die wohl durch weitere Schulden von Seiten des Staates finanziert werden sollen. Die Situation in Spanien beunruhigt den Berenberg-Experten weniger. "Zumindest hat Pedro Sanchez angekündigt, proeuropäisch zu agieren und für Haushaltsdisziplin zu stehen", sagt Gebhardt.

Bei "America alone" verlieren alle
Sorgen bereitet Gebhardt der zunehmende Protektionismus von Seiten des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump. "Die Gefahr ist, dass wir nun in einen Handelskrieg geraten mit einer Spirale von Zöllen und Gegenzöllen", sagt Gebhardt. Statt gemeinsam mit Europa zu agieren und so China etwas entgegen zu setzen, ziehe die US-Politik eine "America-alone"-Strategie vor. "Das könnte zu einer Situation führen, in der es nur Verlierer gibt", mahnt Gebhardt. Die Aussichten für Investoren bleiben also durchwachsen. (fp)