Die Teuerung hat sich den zweiten Monat in Folge etwas abgeschwächt, die Inflationsrate in Deutschland bleibt im Juli aber außergewöhnlich hoch. Wie das Statistische Bundesamt auf Basis einer ersten Schätzung mitteilt, kosteten Waren und Dienstleistungen 7,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Im Juni hatte die Jahresinflationsrate noch bei 7,6 Prozent gelegen, im Mai bei 7,9 Prozent. Beim Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), der in der EU einheitlich berechnet wird, weist die Behörde für Deutschland eine Inflationsrate von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat aus.

Die Zahlen zeigen nach Einschätzung von Michael Heise, Chefökonom des Multi-Family-Offices HQ Trust, dass noch kein Wendepunkt der Inflation erreicht ist. "Es ist zwar ein Lichtblick, dass der sehr hohe Anstieg der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte seit Mai leicht rückläufig ist und auch Vorleistungsprodukte für die Industrie in den letzten Monaten wieder etwas günstiger geworden sind, aber dies wird die Verbraucherpreise kurzfristig kaum dämpfen", sagt Heise. "Im September dürften die Verbraucherpreise um über acht Prozent im Vorjahresvergleich steigen, wenn die staatlichen Entlastungsmaßnahmen wie Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket auslaufen", warnt er.

Keine Entspannung bei Energie in Sicht
Verbraucher müssten bis zum Herbst mit hohen Inflationsraten rechnen, so der Ökonom. Größere Entlastungen bei den Energiepreisen seien nicht in Sicht, da Russland durch reduzierte Gaslieferungen Unsicherheit schüre. Das erhöhe nicht nur die Preise von Gas, sondern auch von anderen Energieträgern wie Öl oder Kohle, die wegen der Gasknappheit stärker nachgefragt werden. "Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung unter der hohen Inflation und den Kaufkraftverlusten leidet, muss die Geldpolitik der EZB an ihrer Normalisierungsstrategie festhalten, um das Inflationsproblem nicht noch zu vergrößern", stellt Heise fest. (ohm)