Intuitiv unterstellt man einer Importbesteuerung auf Stahl in einer westlichen Volkswirtschaft gravierende Auswirkungen auf die konjunkturelle Entwicklung. Abgesehen von lokalen Stahl- und Aluminiumerzeugern, so könnte man befürchten, sind alle Branchen, die auch Metall verarbeiten, negativ betroffen. Immerhin kündigte die Trump-Administration einen 25-prozentigen Zoll auf Stahl und zehn Prozent bei Aluminium an.

Intuition ist bei der Beurteilung volkswirtschaftlicher Größenordnung allerdings kein guter Ratgeber. Die amerikanische Anlagegesellschaft Fisher Investments hat daher die Fakten zusammengetragen. Hier eine kurz gefasste Übersetzung der Analyse:

Fisher Investments glaubt weder, dass die Importzölle auf Stahl und Aluminium einen globalen  Handelskrieg auslösen, noch dass ihre wirtschaftlichen Auswirkungen eine globale Rezession bewirken können. Weltweit werden 1,6 Milliarden Tonnen Stahl produziert, die USA importieren mit rund 31 Tonnen gerade einmal 1,9 Prozent davon. Noch sei auch nicht klar, ob alle Exportländer gleichermaßen von den Zöllen betroffen seien, weil sich die Maßnahme explizit gegen China richte. Chinas Stahlausfuhren liegen bei 108 Millionen Tonnen, was rund 13 Prozent der Gesamtproduktion ausmache. Von diesen 108 Millionen Tonnen gehen allerdings nur 2,4 Millionen Tonnen in Nafta-Staaten (Daten für die USA gibt es nicht).

Fisher Investments bringt es auf die Punkt: "Es ist schwer vorstellbar, dass das eine harte Landung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt bewirkt, speziell wenn man berücksichtigt, dass die Chinesen seit Jahren versuchen, ihren Output zu verringern, weil sie eine globale Überproduktion wahrnehmen!" Bei Aluminium sind die Größenordnungen noch einmal deutlich geringer – die USA importierten 2017 Bauxit und Aluminium im Wert von rund 16,2 Milliarden US-Dollar, was weniger als einem Prozent des GDPs entspreche.

Angst vor Gegenmaßnahmen ist übertrieben
Auch die von vielen Kommentatoren in den USA geäußerte Angst vor einem globalen Aufschaukeln der Situation, weil die betroffenen Staaten und Regionen zu Gegenmaßnahmen greifen, hält Fischer Investments für übertrieben. Auch frühere Präsidenten haben diverse Zölle eingeführt, ohne dass dies zu einer Eskalation geführte habe. Unter Präsident Obama wurden etwa Importsteuern auf Reifen, Solarpaneele und Stahl erhoben. Und auch George W. Bush führte 2002 Zölle auf Stahlimporte ein, die 2003 von der WTO als nicht zulässig beurteilt und in Folge aufgehoben wurden.

Obwohl die neuen Zölle gesamtwirtschaftlich irrelevant seien, müsse man doch davon ausgehen, dass es Gewinner und Verlierer der Situation geben werde. 2002 führten die Zölle auf Stahl zu einem Verlust von rund 200.000 Arbeitsplätzen in den USA. So macht die Importsteuer auf Aluminium Bierdosen ebenso teurer wie Flugzeuge. Kostendruck in einigen wenigen Branchen reiche in der Regel aber nicht aus, um eine Rezession auszulösen. (gf)