In einer am Freitag (26.5.) veröffentlichten Analyse zu ESG-Investitionen listen die UBS-Analystinnen Annabel Willder, Victoria Kalb und Julie Hudson alle Möglichkeiten auf, wie der zunehmende Einsatz von generativer KI zu einer Reihe von ethischen Problemen führen könnte. "Ungenaue Informationen oder 'Konfabulationen', die von KI-Modellen generiert werden und sich auf Regulierungsbehörden, Unternehmen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens beziehen, könnten weit verbreitet werden, was sich möglicherweise auf die Märkte auswirkt", schreiben die Analystinnen.

KI-Bild von Pentagon-Explosion als warnendes Beispiel
Solche Beispiele gibt es bereits. Anfang dieser Woche fielen die US-Aktien kurzzeitig, nachdem ein fabriziertes Bild einer Explosion in der Nähe des Pentagon in den sozialen Medien kursierte. Dieses Ereignis ist der erste Fall, in dem ein von KI generiertes Bild die Märkte bewegt hat. Es ereignete sich nur wenige Monate nach der Einführung von ChatGPT durch OpenAI, was einen weltweiten Wettlauf um die Entwicklung ähnlicher Dienste ausgelöst hat.

Angesichts solcher Risiken haben viele Banken den Einsatz generativer KI-Programme eingeschränkt. Zu Beginn dieses Jahres haben Unternehmen wie Bank of America, Citigroup, Deutsche Bank, Goldman Sachs und Wells Fargo die Nutzung des Tools verboten. Bank of America hat den Mitarbeitern die berufliche Verwendung von ChatGPT und OpenAI untersagt. JP Morgan hat die Nutzung des ChatGPT-Chatbots eingeschränkt.

Bedrohung durch Deepfakes
Die Verbreitung solcher Technologien dürfte die Unterscheidung zwischen Realität und sogenannten Deepfakes erschweren, so die UBS-Analystinnen. Zu den Risiken gehören etwa fabrizierte Videos von Vorständen, die erfundene Meldungen zu ihren Firmen abgeben, oder von bekannten Investoren, die Anpassungen ihrer Positionen ankündigen, was alles die Märkte beeinflussen könnte, so die Analystinnen.

"ESG-Überlegungen sind angesichts der zunehmenden Einführung generativer KI von Bedeutung", schrieben sie. "Insbesondere glauben wir, dass Deepfakes und ungenaue Informationen erhebliche Auswirkungen auf den Markt haben könnten, wenn Regulierungsbehörden, Unternehmensvertreter oder andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens falsch dargestellt werden."

Nach Ansicht der UBS-Analystinnen könnten Systeme der künstlichen Intelligenz so alltäglich werden wie Computer, Drucker und das Internet. Die Technologie biete Chancen für Branchen wie Bildung und Medizin.

Die Analystinnen wiesen auch auf die Gefahr hin, dass KI das Durchsickern von geistigem Eigentum und Geschäftsgeheimnissen erleichtern könnte, wenn sensible Informationen von Nutzern, die von den Analysen der Technologie profitieren wollen, in solche Systeme eingespeist werden. "Jede Weitergabe von geistigem Eigentum, ob versehentlich oder nicht, kann Unternehmen oder Branchen schaden, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, um Verletzungen von geistigem Eigentum und Urheberrechten zu verhindern", so die UBS-Analystinnen. (mb/Bloomberg)