Die meisten Analysten, die für die Auswahl von Fonds bei Privatbanken, Vermögensverwaltern, Dachfonds und anderen Plattformen verantwortlich sind, geben den Glauben ans aktive Fondsmanagement nicht auf. Im Gegenteil: Fast drei Viertel ihrer Portfolios bestehen aus aktiv verwalteten Fonds, ein Anteil, den die Profieinkäufer voraussichtlich auch in den nächsten drei Jahren konstant halten wollen. Das sind Ergebnisse einer weltweiten Umfrage von Natixis Investment Managers unter 200 Fondsselektoren. "Die Aktiv/Passiv-Debatte verschwindet zwar nicht, aber Fondsselektoren sehen zunehmend den langfristigen Wert, der durch aktives Management generiert werden kann", kommentiert Matthew Shafer, Leiter des globalen Wholesalegeschäfts bei Natixis Investment Managers, die Umfrageergebnisse.

Mehr als acht von zehn Befragten (82 Prozent) glauben, dass ihre Renditeerwartungen für 2019 durchaus realistisch sind – trotz anhaltender geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheit und des weiterhin bestehenden Umfelds niedriger Zinsen. Allerdings haben die Fondsselektoren ihre langfristigen Renditeannahmen auf durchschnittlich 7,7 Prozent reduziert, im vergangenen Jahr lag diese Größe noch bei 8,4 Prozent.

Alternative Investments für mehr Rendite und Diversifikation nutzen
Die Umfrage ergab zudem, dass die Fondsselektoren nicht beabsichtigen, im Jahr 2019 große Änderungen an der Asset-Allokation vorzunehmen. Aktien und Anleihen bleiben mit Abstand die bevorzugten Anlageklassen, wobei die gesamte Aktienallokation um 1,2 Prozentpunkte auf 43 Prozent reduziert werden soll (gegenüber 44 Prozent im Jahr 2018). Alternative Investments machen derzeit im Durchschnitt 14,6 Prozent der Portfolios aus und sollen bis 2019 auf 15,8 Prozent steigen.

19 Prozent der Befragten wollen ihre Investments in Infrastruktur erhöhen, 15 Prozent die in Private Debt und 17 Prozent die in Immobilien oder REITS, wobei 70,1 Prozent der gesamten Alternativen Investments in liquide Vehikel fließen sollen. Sie werden als wertvolle Ergänzungen geschätzt, um zur Erreichung der Performanceziele, zum Risikomanagement und zur Portfoliodiversifizierung beizutragen.

Appetit auf ESG wird von Jahr zu Jahr größer
Zwei Drittel (67 Prozent) der befragten Fondskäufer sind der Meinung, dass die Einbeziehung von ESG-Faktoren innerhalb von fünf Jahren für alle Investmentmanager zur Standardpraxis gehören wird. Zwei Drittel geben an, dass sie ihre Allokation in ESG-Strategien im Jahr 2019 erhöhen werden. Gleichwohl sehen die Befragten einen Konflikt zwischen kurzfristigen Renditezielen und langfristigen Nachhaltigkeitszielen, beklagen fehlende Leistungsnachweise und befürchten, dass Unternehmen möglicherweise "Greenwashing" betreiben, um ihr öffentliches Image zu verbessern.

"Der Appetit auf ESG wird von Jahr zu Jahr größer, da Investoren zunehmend bestrebt sind, ihre persönlichen Werte in ihren Portfoliostrategien zu reflektieren", so Shafer. "Wir hören und teilen jedoch die Bedenken der Fondsselektoren bezüglich 'Greenwashing'. Eine robuste und klare Taxonomie, Kennzeichnungsstandards in der gesamten Branche und in allen Rechtsordnungen sowie Transparenz bei der ESG-Berichterstattung sind entscheidend für die Integrität der ESG-Anlageprodukte."

Veränderungen innerhalb der Assetklassen: weniger US-Aktien, mehr Schwellenländer
Knapp die Hälfte (44 Prozent) der Fondsselektoren plant, ihre Allokation in US-Aktien zu verringern; bei europäischen Aktien halten sich die Pläne zum Auf- oder Abbau der Gewichtung die Waage. Ihre Allokation in Aktien aus Schwellenländern wollen in diesem Jahr 39 Prozent der Fondskäufer erhöhen. Die Umfrageteilnehmer erwarten zudem, dass sich die Bereiche Finanzen, Gesundheitswesen und Informationstechnologie besser entwickeln und dass Grundstoffe und Immobilien schlechter abschneiden.

Die Einstellung zur Anleihenallokation bleibt im Vergleich zu 2018 weitgehend unverändert. Die bemerkenswerteste Ausnahme ist eine nachlassende Begeisterung für Hochzinsanleihen, die auf Bedenken über steigende Zinsen und die Fähigkeit der Unternehmen, ihre Schulden zu bedienen, zurückzuführen ist.

Risikofaktoren: steigende Zinsen, Volatilität und Marktblasen
Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der befragten Fondsselektoren identifizierten 2019 steigende Zinsen als Top-Portfoliorisiko, wobei 78 Prozent der Fondskäufer einen Anstieg der Zinsen im Laufe des Jahres erwarten. Auch zunehmende Schwankungen der Kurse sind bei den Fondskäufern ein wichtiges Thema: 84 Prozent der Befragten erwarten für 2019 eine erhöhte Volatilität an den Aktienmärkten. Fast 60 Prozent sind der Ansicht, dass die nach der Finanzkrise eingeführte Regulierung wenig dazu beigetragen hat, aktuelle und zukünftige Marktrisiken zu vermindern. (hh)