Die Fondsnet GmbH, Maklerpool aus Erftstadt bei Köln, hat verschiedene Finanzmarktprofis nach ihrer Einschätzung der künftigen Aktienmarktentwicklung gefragt - mit Ergebnissen die hellhörig machen sollten. Im Fokus der Befragung standen die erheblichen Kursrückgänge an den internationalen Aktienmärkten in den letzten Monaten, verbunden mit der Frage, wie ein Finanzberater mit einer solchen Situation umgeht und was er seinen Kunden empfiehlt. An der Umfrage haben sich über 250 Finanzmarktprofis beteiligt, die zusammen Gelder von über sieben Billionen Euro betreuen, darunter 60 Investmentgesellschaften, 40 Vermögensverwalter und über 150 unabhängige Finanzdienstleister.

Gros rechnet kurz- bis mittelfristig mit aufhellender Stimmung

Wichtigstes Ergebnis: Die große Mehrheit der Befragten zeigt sich für die künftige Entwicklung an den Kapitalmärkten optimistisch. So ist die Hälfte der Befragten der Meinung, dass die Krise mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht hat und sich kaum weiter verschärfen wird. Über 20 Prozent der Umfrageteilnehmer vertreten gar die Auffassung, dass das Schlimmste bereits hinter uns liegt, und erwarten ab dem zweiten Halbjahr 2008 wieder einen Aufwärtstrend.

Fondsgesellschaften sind am optimistischsten

Allerdings unterscheiden sich die Antworten der drei befragten Gruppen auf die Frage, in welcher Phase der Kapitalmarkt sich nun wirklich befindet. So zeigen sich die Vertreter der Fondsgesellschaften am optimistischsten, sind doch nur 20 Prozent der Meinung, dass sich die Krise noch verschärft. Bei den Finanzdienstleistern befürchten immerhin 30 Prozent eine weitere Zuspitzung der Lage an den Finanzmärkten, bei den Vermögensverwaltern sind es sogar knapp 32 Prozent.

Finanzberater sehen DAX Ende 2009 deutlich im Plus

Die insgesamt optimistische Einschätzung zur weiteren Entwicklung an den Kapitalmärkten spiegelt sich auch bei den Prognosen für den Verlauf des DAX-Index bis zum Ende des kommenden Jahres wider. Durchschnittlich wird das Börsenbarometer bis Ende 2009 bei rund 7.300 Punkten erwartet. Das würde einem Zuwachs von fast zehn Prozent entsprechen.

Während sich Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter mit einem erwarteten Anstieg des DAX Index von sieben Prozent respektive acht Prozent in ihrer Einschätzung sogar eher zurückhaltend zeigen, trauen die unabhängigen Finanzberater der Aktienmesslatte einen deutlich stärkeren Anstieg zu. Sie gehen davon aus, dass bis Ende 2009 mit Aktien im Durchschnitt ein Anlageplus von etwa 13 Prozent möglich ist.

Gegenstimmen zu den "Berufsoptimisten"

Weil bei den Ergebnissen durchaus so etwas wie "Berufsoptimismus" mitschwingen mag, hat Fondsnet darüber hinaus leitende Finanzstrategen nach Ihrer Einschätzung befragt. Schließlich müssen sich diese ihrer Erwartung gemäß aufstellen und entsprechende Vorkehrungen bei ihren Anlageentscheidungen treffen.

Stroh_Karsten.jpg"Dank des Ölpreisrückgangs haben sich die Aktienmärkte von ihrem stark überverkauften Niveau wieder erholt", urteilt zum Beispiel Karsten Stroh, der für das Aktienteam von JP Morgan Asset Management zuständige Geschäftleiter. "Verschiedene kurzfristige Indikatoren hatten bereits eine mögliche bevorstehende Aktienmarktrallye signalisiert. Wichtiger für uns ist jedoch die Beurteilung, ob sich das Engagement in Aktien auch noch nach dem Sommer als richtige Entscheidung erweisen wird." Und hier zeigt sich Stroh derzeit noch eher verhalten. "An den Finanzmärkten ist mit weiterer Volatilität zu rechnen, da die Gesamtinflation in den OECD-Ländern auf einen Höhepunkt zusteuert", so der JPMorgan-Experte. "Gleichzeitig bekommt die breite Wirtschaft die Auswirkungen der Kreditklemme in Form eines schwachen Wachstums weiterhin zu spüren."

Scurlock_Alexander.jpgDeutlich zuversichtlicher zeigt sich da schon Alexander Scurlock, beim amerikanischen Fondshaus Fidelity verantwortlich für das Management des European Growth Fund. "Gute Gründe sprechen dafür, dass es den Märkten erneut gelingen wird, einen Weg durch die jüngsten Turbulenzen zu finden", ist Scurlock überzeugt. "Die aktuellen Ereignisse können das Wachstum zwar abbremsen und kurzfristig für mehr Schwankungen an den Märkten sorgen. Der längerfristige Wachstumstrend ist aber nach wie vor ermutigend. Anleger, die sich weiter auf Unternehmen mit positiven Fundamentaldaten wie soliden Wachstumszahlen, steigenden Gewinnen und hohen Dividendenausschüttungen konzentrieren, statt sich von den täglichen und manchmal widersprüchlichen Bewegungen an den Märkten beeinflussen zu lassen, können in der anschließenden Erholungsphase ihr Vermögen mehren."

Auf einen ganz anderen Aspekt weist Christian Nemeth, Chief Investment Officer bei Sal. Oppenheim Österreich, hin. "Derzeit handeln viele Aktien auf einem Kursniveau, das zuletzt in den Jahren 2003 beziehungsweise 2004 zu beobachten war", so der erfahrene Dachfondsmanager. "Insbesondere Finanzwerte, aber auch Aktien aus den Sektoren Energie und Einzelhandel erlebten zuletzt ein wahres Wechselbad der Gefühle."

Nemeth_Christian.jpgAuch Nemeth geht davon aus, dass in den nächsten Monaten die hohe Volatilität an den Aktienmärkten erhalten bleiben wird. Und obwohl der Experte für die nächsten Quartale mit einem schwachen Wirtschaftswachstum rechnet, sieht er bislang keine Anzeichen für ein kräftiges Einbrechen der Konjunktur und eine lang andauernde globale Rezessionsphase. Ein Blick auf ähnlich turbulente Marktphasen in der Vergangenheit zeige, dass solide und gut aufgestellte Unternehmen zumeist mit einer verbesserten Wettbewerbssituation aus einer derartigen Krise herausgehen würden. "Mittelfristig bietet das niedrige Kursniveau daher auch interessante Chancen", so Nemeth.

Vor diesem Hintergrund setzt Nemeth bei der Auswahl seiner Zielfonds auf Manager, die in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie überdurchschnittliche Selektionseigenschaften besitzen und auch in schwierigen Zeiten einen Mehrwert erwirtschaften können. Für die nächsten Monate will er seine Anlagepolitik weiter flexibel halten, um sich auf eventuell rasch ändernde Vorzeichen an der Börse rechtzeitig einstellen zu können.

Mit dem Hinweis auf frühere Krisen spricht Nemeth ein Phänomen an, das vielen Börsenpessimisten einiges an Wind aus den Segeln nehmen dürfte. Ein Blick auf den Verlauf früherer Crash-Phasen macht deutlich: Jede Krise ist in Ausmaß und Dauer begrenzt. Und was noch wichtiger ist - nach dem Ende solcher Krisen waren regelmäßig kräftige Aufwärtstrends zu verzeichnen, die geduldige Anleger belohnten.

Insgesamt sollten Anleger daher gut beraten sein, den Wiedereinstieg in den Aktienmarkt diesmal nicht durch eine allzu große Angst vor weiteren Kursrückgängen zu verpassen. "Natürlich kann es durchaus noch einmal zu Rückschlägen kommen", gibt Klaudia Scheidt, Geschäftsführerin des Maklerpools Fondsnet zu bedenken. "Allerdings dürften Anleger, die jetzt Mut und Voraussicht beweisen, auf mittlere Sicht eher belohnt werden." Eine Art "Puffer" biete bei einer solchen Strategie das Investment in einen Aktien-Dachfonds wie das Global Flex Portfolio OP, weil der durch die Streuung seiner Gelder auf verschiedene Profi-Fondsmanager statt einzelner Aktien eine zusätzliche Sicherheitskomponente beinhalte. Außerdem schlage man mit einem Dachfonds der ab Anfang 2009 drohenden Abgeltungssteuer ein Schnippchen, weil der Fondsmanager innerhalb seines Produkts Umschichtungen vornehmen könne, ohne dass der Anleger von den Steuerverschärfungen betroffen sei. (ir)