In den vergangenen Monaten sind die Inflationsraten weltweit stark angestiegen. Auch in Deutschland ist die Entwicklung einschneidend: Nach einer Inflationsrate von nur 0,5 Prozent im Jahr 2020 und einem deutlichen Anstieg auf 3,1 Prozent 2021 stieg sie im Mai 2022 mit 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren. Im Juni und Juli kam es zu einem leichten Rückgang auf nun 7,5 Prozent. Die Zentralbanken weltweit versuchen, mit zum Teil starken Zinserhöhungen gegenzusteuern – zuletzt hat sich die EZB mit ihrer Leitzinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte von Negativzinsen verabschiedet. Doch das Gefühl von Bedrohung ist bei Anlegern groß, wie das Finanzbarometer 2022, eine aktuelle Umfrage von J.P. Morgan Asset Management unter rund 2.000 Frauen und Männern in Deutschland, zeigt. Viele der Befragten sind stark verunsichert und sorgen sich um ihre Ersparnisse. 

Ein gutes Signal ist aus Sicht von Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management, dass die Hälfte der Befragten Kapitalmarktinvestments wie Aktien, Investmentfonds oder ETFs als beste Lösung ansieht, um die Inflation auszugleichen. "Eine breite, langfristig orientierte und renditefokussierte Streuung innerhalb des Portfolios ist eine gute Strategie, der Inflation Investitionen in die Realwirtschaft entgegenzusetzen, statt der schleichenden Enteignung der Sparanlagen tatenlos zuzusehen", betont der Experte.
 
Inflation wird als größere Bedrohung als Marktschwankungen wahrgenommen

Mit Blick auf ihre Ersparnisse geben aktuell 56 Prozent der Befragten tatsächlich als größte Sorge an, dass ihr Vermögen durch die Inflation schleichend entwertet wird. Interessanterweise wurde die Bedrohung durch die Inflation von den Deutschen bereits vor zwei Jahren, als die Inflation noch minimal war, als hoch empfunden: Bei der Befragung 2020 stellte die Inflation mit 49 Prozent der Nennungen auch schon die größte Sorge für knapp die Hälfte der Deutschen dar. 2021 ging dies auf 46 Prozent zurück.

Dass sich das Ersparte wegen der Niedrigzinsen nicht vermehrt, empfinden aktuell nur noch 29 Prozent als größte Sorge – im Jahr zuvor gaben dies noch 37 Prozent der Befragten an, nach 28 Prozent im Jahr 2020. Die Sorgen um Marktschwankungen, die häufig von Sparern als Hinderungsgrund angegeben werden, wenn es darum geht sich an Kapitalmarktinvestments heranzuwagen, gehen sukzessive zurück. War die Volatilität im ersten Pandemiejahr 2020 für fast ein Viertel der Deutschen (23 Prozent) ein Grund zur Sorge, ging dieser Anteil sukzessive auf 17 Prozent (2021) und aktuell 15 Prozent zurück. 
 
Mittel der Wahl: Aktien, aber auch Gold
Bei der Beurteilung, welche Investments die besten Möglichkeiten bieten, die hohe Inflation auszugleichen, liegen Kapitalmarktinvestments wie Aktien, Aktienfonds oder ETFs mit 51 Prozent vorn. Betrachtet man die verschiedenen Kapitalmarktinvestments einzeln, halten 25 Prozent der Befragten Aktien für geeignet, auf Aktienfonds/ETFs wollen 22 Prozent setzen, Dividendenstrategien mit Aktien oder Fonds sehen 19 Prozent der Befragten als chancenreich an, und elf Prozent wollen der Inflation mit ertragsorientierten Mischfonds entgegentreten. Ein traditionell gern genutzter "sicherer Hafen" ist Gold, das 37 Prozent der Befragten als Lösung gegen die Inflation sehen. Auf Kryptowährungen setzen 20 Prozent. Es sind zudem 17 Prozent der Befragten überzeugt, dass die Inflation in der aktuellen Höhe nicht ausgleichbar ist. (gp)


Die hier zitierten Ergebnisse stammen aus dem Finanzbarometer 2022 von J.P. Morgan Asset Management, einer repräsentativen Online-Befragung über die Plattform von Attest. In der Zeit vom 22. April bis 5. Mai 2022 wurden 1.992 Frauen und Männer ab 20 Jahren in Deutschland zu ihrem Spar- und Anlageverhalten befragt.