Der Handelskrieg zwischen den USA und China bietet für Anleger interessante Chancen, wenn sie ihre Strategie entsprechend anpassen, sagt Frank Engels, Leiter Portfoliomanagement bei Union Investment. So sollten sie beispielsweise verstärkt auf Titel von Unternehmen setzen, die wenig in den Welthandel eingeflochten sind. "Bei einem Rückgang des Welthandels um ein Prozent dürften vor allem Chinas Aktienmärkte in Bedrängnis geraten", sagt Engels.

Weil fast jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland vom Export abhängt, dürfte auch der deutsche Leitindex Dax ins Hintertreffen geraten. Dagegen wäre der Effekt dem Experten zufolge beim US-Aktienindex S&P 500 moderater. Auch US-Nebenwerte, die im US-Index Russell 2000 enthalten sind, kämen wohl glimpflich davon. "Die kleinen und mittelgroßen Firmen sind meist nicht so sehr in den Welthandel eingeflochten, sondern profitieren eher von der Binnenkonjunktur", sagt Engels.

Mit Blick auf die Sektoren dürfte es vor allem für IT-, Industriewerte und Banken ungemütlich werden. Dass die USA von sich aus die Zollthematik in den Dienstleistungssektor tragen, wo sie unter anderem mit der Eurozone einen massiven Handelsbilanzüberschuss haben, hält Engels für unwahrscheinlich. "Insofern bleiben Industriewerte das wahrscheinlichste Opfer von Trumps Handelspolitik, wohingegen Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder die USA am empfindlichsten in den Bereichen IT und Finanzen treffen würden", sagt der Anlageprofi. Das würde nicht nur über die direkten Auswirkungen der Zölle auf die Produktion geschehen. Der resultierende Abverkauf am US-Aktienmarkt würde außerdem zu negativen Vermögenseffekten führen, die wiederum konjunkturell dämpfend wirken. "Defensive Sektoren wie Versorger und Telekommunikationsunternehmen sollten sich dagegen besser entwickeln", sagt Engels.

Sichere Häfen sind gefragt
Sollte es tatsächlich zu einem Handelskrieg kommen, wären dem Anlageexperten zufolge die sicheren Häfen der verschiedenen Anlageklassen gefragt. Anleger sollten dann verstärkt in sichere Staatsanleihen investieren. Kurz- bis mittelfristig dürften die Renditen von US-Treasuries und Bundesanleihen in Erwartung einer Konjunkturabkühlung infolge des rückläufigen Welthandelswachstums sinken. "Durch aktives Management lässt sich der Handelsschaden zumindest im Portfolio minimieren", ist Engels überzeugt. (fp)