Donald Trumps "historische Steuerreform" wird vom Aktienmarkt deutlich angezweifelt. Der neue US-Präsident will die Körperschaftssteuer senken, laut Plan von 35 auf 15 Prozent. "Diese Zahl ist nicht mehr als ein guter Ausgangspunkt für die Verhandlungen. Wir denken, dass die Unternehmenssteuern maximal auf den Bereich zwischen 20 und 25 Prozent abgesenkt werden könnte", sagt Diane Sobin, die beim Vermögensverwalter Columbia Threeadneedle das US-Equity-Team leitet und mehrere Fonds managt.  

Von den Investoren sei jegliche Trump-Phantasie ausgepreist worden: Zum Beispiel waren die Aktienkurse von Unternehmen, die vergleichsweise hohe Steuern zahlen müssen, nach der Wahl Trumps viel kräftiger als der S&P 500 gestiegen; mittlerweile allerdings seien sie günstiger als die Benchmark und sogar billiger als vor der Wahl. Es gebe also keinen Mangel an vernünftig bewerteten US-Aktien.

Aktienrückkäufe stützen
Unterstützend aus der Sicht jener, die US-Aktien besitzen, könnte in nächster Zeit eine Welle an Aktienrückkäufen bei den Firmen wirken. "Die Unternehmen warten im Moment definitiv auf eine Tax Holiday", sagt Sobin. Diese auf der Agenda der neuen Regierung stehende Steuerpause soll es Firmen innerhalb eines gewissen Zeitraums ermöglichen, ihre im Ausland geparkten Gelder unter einem günstigen Steuersatz in die USA zurückzuführen.

US-Präsident Donald Trump sucht nach Anreizen, damit Unternehmen ihre Gelder in die USA repatriieren. Allerdings hat bereits eine solche Steuerpause 2004 gezeigt, dass die Firmen erstens nur einen Bruchteil der Gelder zurückholen und zweitens den Betrag dann nicht wie von der Politik erhofft in Expansionen investieren.

Eher wurden damit eigene Aktien zurückgekauft. Aktienrückkäufe verringern die Menge an ausstehenden Papieren und erhöhen so den Gewinn des einzelnen Anlegers. Gut für diese, aber nicht unbedingt ein Signal für ein lebhaftes Marktumfeld, wenn Unternehmen nicht wissen, wie sie ihr Geld sinnvoll für Wachstum investieren können.

Wachstums-Vision
Daher sucht man man im US-Equity-Team von Columbia Threadneedle eher gezielt jene Unternehmen, die derzeit eine Vision für Investitionen haben. "Ein Unternehmenschef hat mir kürzlich gesagt, 'wenn wir das Geld jetzt nicht ausgeben, wann dann?'. Auf solche Firmen schauen wir", sagt Sobin.

Beim Investmentansatz fokussiert man sich zum Beispiel im American Smaller Companies Fund unter anderem darauf, "das steilste Stück der Wachstumskurve zu finden", wie Kollege Richard Adam erklärt. "Beim Lithium-Produzenten Albemarle haben wir gesehen, dass die Margen konsequent gestiegen sind, während die Kurse fielen. Das ist der Zeitpunkt wo wir einsteigen", so Adam.  (eml)