Die US-Zentralbank wird im Juni 2024 mit Zinssenkungen beginnen, dann wieder im September senken und bei jeder Sitzung ab dem vierten Quartal, jeweils in Schritten von 25 Basispunkten. Dies prognostizieren die Ökonomen von Morgan Stanley unter der Leitung von Ellen Zentner, Chefvolkswirtin für die USA, in ihrem Ausblick für 2024. Bis Ende 2025 würde der Leitzins demnach auf 2,375 Prozent sinken.

Goldman-Sachs-Analysten hingegen erwarten eine geringere Lockerung und einen späteren Beginn. Sie sehen laut Ökonom David Mericle die erste Senkung um 25 Basispunkte im vierten Quartal 2024, gefolgt von einer Senkung pro Quartal bis Mitte 2026 – insgesamt 175 Basispunkte. Die Zinsen werden sich danach in einem Zielbereich von 3,5 bis 3,75 Prozent einpendeln.

Die Prognosen von Goldman Sachs liegen näher an denen der Zentralbank. Die Fed-Projektionen vom September zeigen zwei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelpunkt im nächsten Jahr und einen Leitzins von 3,9 Prozent im Jahr 2025. Die Gouverneure der Fed und die Präsidenten der regionalen Notenbanken werden ihre Prognosen auf der Sitzung im nächsten Monat aktualisieren.

Das Team von Morgan Stanley sieht eine schwächere Wirtschaft, die ein größeres Ausmaß an Lockerung rechtfertigt, aber keine Rezession. Sie erwarten, dass die Arbeitslosigkeit 2025 einen Höchststand von 4,3 Prozent erreichen wird, während die Fed von 4,1 Prozent ausgeht. Auch das Wachstum und die Inflation werden sich demnach langsamer entwickeln als von der Fed erwartet.

Nachfolgend einige Prognosen von Morgan Stanley und Goldman Sachs für das Jahr 2025, verglichen mit dem Median der Prognosen der Fed-Vertreter vom September:

 Morgan StanleyGoldman SachsFederal Reserve
Leitzins2,375 %4,0 - 4,25 %3,9 %
Arbeitslosenrate4,3 %3,6 %4,1 %
Veränderung des realen BIP1,4 %1,9 %1,8 %
PCE-Kerninflation2,1 %2,2 %2,3 %

Quelle: Bloomberg

"Schwächeres Wachstum wird Rezessionsängste am Leben erhalten"
"Längerfristig hohe Zinsen führen zu einer anhaltenden Belastung, die den fiskalischen Impuls mehr als aufhebt und das Wachstum ab dem dritten Quartal 2024 nachhaltig unter das Potenzialniveau drückt", so Zentners Gruppe in ihrem Bericht. "Wir bleiben bei unserer Ansicht, dass die Fed eine weiche Landung erreichen wird, aber das schwächere Wachstum wird die Rezessionsängste am Leben erhalten."

Die USA dürften einen Abschwung vermeiden, da die Arbeitgeber an ihren Mitarbeitern festhalten, auch wenn sich die Neueinstellungen verlangsamen werden, so Morgan Stanley. Dies werde sich auf das verfügbare Einkommen und damit auf die Ausgaben auswirken.

Goldman Sachs geht davon aus, dass die Fed die Zinsen aufgrund eines höheren Gleichgewichtszinses relativ hoch halten wird, da "der Gegenwind nach der Finanzkrise vorbei ist" und größere Haushaltsdefizite wahrscheinlich anhalten und die Nachfrage ankurbeln werden. (mb/Bloomberg)