Janet Yellen lässt sich nicht einschüchtern. Während seines Wahlkampfs hatte Donald Trump die streitbare Fed-Chefin mehrfach hart attackiert und ihren Job zur Disposition gestellt. Dessen ungeachtet verkündete Amerikas oberste Währungshüterin gestern exakt das, was die Mehrheit der von FONDS professionell ONLINE befragten Experten erwartet hatte.

Wenige Wochen nach dem Amtsantritt von Präsident Trump hat die US-Notenbank die Zinsen weiter erhöht. Der Leitzins steigt um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 0,75 bis 1,00 Prozent – und liegt damit wieder auf dem Vorkrisenniveau von Herbst 2008. Die Fed reagiert so auf die mittlerweile rund laufende US-Konjunktur und einen weitgehend auf Vollbeschäftigungsniveau operierenden Arbeitsmarkt.

Laut Yellen birgt ein zu zögerlicher Kurs große Risiken: "Das würde später schnellere Schritte nötig machen, wobei die USA in die Rezession stürzen könnten", zitiert Reuters. Die Währungshüter wollen angesichts der auf noch mehr Wachstum ausgerichteten Wirtschaftspläne Trumps auch keine Überhitzung der Konjunktur riskieren: Nach jeweils nur einem Schritt in den beiden Vorjahren sollen 2017 noch zwei weitere folgen.

Yellen wies laut Reuters "Spekulationen" zurück, dass sie mit Blick auf Trumps Wirtschaftspläne die geldpolitische Gangart quasi vorsorglich verschärfe: "Wir haben nicht über politische Veränderungen gesprochen. Wir haben noch viel Zeit, um zu sehen, was da kommt." Yellen sagte, sie habe Trump bisher nur flüchtig getroffen.

Europas Aktienmärkte begrüßten den Fed-Entscheid. Nach protiven Vorgaben aus Fernost vollführte der deutsche Leitindex Dax – auch wegen des beruhigenden Resultats der Niederlande-Wahlen –  am frühen Morgen einen Sprung um ein Prozent in die Höhe. Nach Ansicht des Chefvolkswirtes der Privatbank Sal. Oppenheim, Martin Moryson, hat "die Fed mit der Entscheidung ihre politische Unabhängigkeit einmal mehr unter Beweis gestellt". (ps)