Der demografische Wandel bedroht die Wirtschaft der Vereinigten Staaten, warnt Nathan Sheets, Chefvolkswirt bei PGIM Fixed Income. “Die demografische Alterung geht mit einem langsameren Wachstum und einer schwächeren Wirtschaftsleistung einher“, schreibt er in einem aktuellen Marktkommentar. Zwar könnte die schnelle Erholung des US-amerikanischen Arbeitsmarktes seit Beginn der Pandemie den Eindruck erwecken, dass der Mangel an Arbeitskräften ein weniger drängendes Problem sei als gedacht. Aber: “Die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer, die auf die Gehaltslisten zurückgekehrt sind, waren diejenigen, die während der Pandemie vorübergehend entlassen worden waren“, erklärt Sheets.

Dem Ökonomen zufolge haben die meisten jener US-Bürger, die bisher nicht auf den Arbeitsmarkt zurückgekehrt sind, ihre Jobs dauerhaft verloren oder sind komplett aus dem Erwerbsleben ausgeschieden. In den vergangenen Monaten haben diese Menschen nur selten wieder angefangen zu arbeiten, und wenn doch, hat es lange gedauert, bis sie überhaupt mit der Suche nach einem neuen Job begonnen hatten. Diese Verschiebung hat auch Auswirkungen auf die Inflation. “Mit Blick auf die Zukunft erwarten wir, dass mehrere strukturelle Faktoren wie die demografische Alterung, die hohe globale Verschuldung und der Vormarsch von Technologie und Innovation die Inflation in den kommenden Jahren beeinflussen werden“, schreibt der PGIM-Chefvolkswirt.

Höchste Inflationsrate seit den 1980ern
In den USA ist die Inflationsrate zuletzt deutlich gestiegen. Am auffälligsten ist laut Sheets die Geschwindigkeit des Anstiegs: Verbraucherpreisindizes zeigten im April einen Anstieg der Kernpreise um 0,9 Prozent und damit den kräftigsten Zuwachs seit den frühen 1980er-Jahren. “Einige der Aufwärtsbewegungen deuten auf eine echte Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen und eine Rückkehr zu Preismustern vor der Pandemie hin“, schreibt Sheets.

So sind etwa die Flug- und Hotelpreise in die Höhe geschnellt. An anderen Stellen sind die Preisanstiege ein Ausdruck von sich verschärfenden Engpässen, zum Beispiel bei Gebrauchtwagen. Diese haben sich verteuert, weil es Lieferprobleme bei Chips gab, die zur Herstellung von Neuwagen gebraucht werden, sodass die Nachfrage nach gebrauchten Autos gestiegen ist. (fp)