Seit dem 14. März müssen Kreditinstitute in Europa anderen Geldhäusern oder App-Anbietern Zugriff auf die Kontobewegungen ihrer Kunden ermöglichen, wenn diese zustimmen. Hintergrund ist die EU-weite Abschaffung des Hausbanken-Privilegs auf Kundendaten zugunsten eines sogenannten Open Bankings im Rahmen der neuen Payment Services Directive (PSD2). Dorothea Mohn, Leiterin des Finanzmarkt-Teams bei der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), sieht diese Entwicklung kritisch. Sie befürchtet unkalkulierbare Datenschutzrisiken für Bankkunden.

Die Zweite Zahlungsdiensterichtlinie bietet zwar durchaus Chancen, schreibt Mohn in einem Kommentar für das "Handelsblatt" – etwa einen besseren Überblick über die privaten Finanzen. "Je genauer ich mein Ausgabenverhalten verstehe, desto souveräner kann ich Konsumentscheidungen treffen. Apps, die meine Zahlungsströme analysieren, können dabei helfen", erklärt sie. Auch Angebote zur Abo-Kündigung oder zum Tarifvergleich können nützlich sein. Mohn sieht allerdings das Problem, dass der Datenschutz so komplex wird, dass Kunden gar nicht mehr in der Lage sind, eine informierte Entscheidung darüber zu treffen, welche Daten sie freigeben.

Kontrolle darf nicht auf der Strecke bleiben
Aus einem Kontoauszug lässt sich vieles ablesen: Wie zahlungskräftig ein Bankkunde ist, wie sehr er auf sein Geld achtet, welchen Hobbys er nachgeht und vieles mehr. "Solche sensiblen Einblicke ins Privatleben fielen bislang unter das Bankgeheimnis", erklärt Mohn. Heute lassen sich systematisch Verbraucherprofile erstellen, die vielen Unternehmen einiges wert sind. "Eine echte Diskussion darüber, was die Plattformökonomie, Big Data und auch Open Banking für unseren Alltag als Verbraucher bedeuten, hat gerade erst begonnen", ist die Verbraucherschützerin überzeugt. Sie fordert: Die Politik muss sinnvolle Grenzen setzen. (fp)