Der Kostendruck treibt immer mehr Banken dazu, ihre Anlageberatung zu automatisieren und zu standardisieren. "Viele neue Produkte haben durchaus ihre Existenzberechtigung", sagt Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG. "Doch gerade wenn die Märkte drehen und Kurse stärker schwanken, kommt der Standard an seine Grenzen." Der Vermögensverwalter ist überzeugt: "Der menschliche Faktor bleibt unverzichtbar." Nicht zuletzt, weil Robo-Berater ihre Kunden offenbar für dümmer halten, als sie sind.

Robos empfehlen oft ein eher defensives, maximal ausgewogenes Depot. Zu viele Fragen an den Kunden vermeiden sie, weil der den Beratungsprozess sonst abbricht. "Bei einem Selbstversuch bin ich nie zu dem von mir gewünschten Aktiendepot gelangt", berichtet Urban. "Immer wurden mir große Teile in Rentenpapieren angeboten."

Weitere Versuche ergaben, dass man Fragen zwanghaft in eine Richtung beantworten musste, um auf ein dynamisches Depot zu kommen. "Laut Roboter hatte ich in den vergangenen Jahren viel zu riskant und nicht passend zu meinem Profil investiert", sagt der Vermögensprofi.

Indexprodukte aus Bequemlichkeit
Weiteres Problem: Um im Preisvergleich gut dazustehen, arbeiten virtuelle Finanzberater bei der Zusammensetzung des empfohlenen Portfolios vor allem mit Indexfonds. "Mit reinen Indexinvestments stiehlt sich der Vermögensverwalter und Kundenberater elegant aus der Verantwortung, für seine Kunden die besten Einzelanlagen oder aktive Fonds auswählen zu müssen", sagt Urban und erneuert seine Kritik an den prozessorgesteuerten Portfolioarchitekten. "Viele Anbieter von aktiv verwalteten Anlagen sind zudem in den vergangenen Jahren zu heimlichen Indexnachahmern mutiert. Diese Fondsmanager minimieren damit ihr Risiko, wichtige Kunden oder den Job bei Fehlentscheidungen zu verlieren." (fp)