Von Alibaba bis Didi Chuxing: Peking zieht die Daumenschraube bei chinesischen Tech-Unternehmen an. Seit einigen Monaten stehen der nationale Finanz- und Technologiesektor im Fokus der geballten Staatsmacht. Unternehmen, die im Ausland zu erfolgreich werden oder im Inland zu mächtig, werden mit Regulierungsauflagen überzogen oder gar zerschlagen. "Die größten Einbußen musste Pony Ma, Chef des Internetriesen Tencent, mit 13,8 Milliarden Dollar hinnehmen", rechnet Markus Richert, Berater bei Portfolio Concept Vermögensmanagement in Köln, vor.

Als vorläufigen Höhepunkt dieser staatlichen Regulierungswut wertet Richert den Angriff auf den privaten Bildungsmarkt mit seinem Volumen von mehr als hundert Milliarden US-Dollar. Der Hintergrund: Seit Ende Juli dürfen chinesische Nachhilfeinstitute keinen Profit mehr machen und müssen sich als nicht gewinnorientierte Organisationen (NPOs) registrieren lassen. "Außerdem wurde den Instituten jetzt untersagt, Schüler am Wochenende zu unterrichten", sagt Richert. "Akademische Angebote für Kinder unter sechs Jahren müssen komplett eingestellt werden." Daraufhin brachen die Aktienkurse der größten Anbieter fulminant ein. 

"Willkür-Risiko" beachten
Beobachter sprechen bereits von einem Regulierungscrash. "Für viele Investoren kam der Schritt überraschend und stellt die Sicherheit von Investitionen in den chinesischen Markt infrage", so der Experte. Anlegern rät er dazu, bei Investitionen in China neben rein ökonomischen Kennzahlen künftig auch politische Risiken stärker miteinzubeziehen. "Es ist jedoch nicht einfach, dieses 'Willkür-Risiko' rational zu bepreisen", räumt Richert ein. Zwar bleibe das Reich der Mitte aufgrund der starken Wachstumsprognosen für Anleger weiterhin interessant. Doch sollten Investoren seiner Ansicht nach aus den genannten Gründen ihre Investitionsquote in den chinesischen Aktienmarkt nicht zu hoch ansetzen. (fp)