Für viele Sparer ist klar, wer die Schuld an der Zinsflaute trägt: die Zentralbanken mit ihren Quantitative-Easing-Programmen. "Man traut der Geldpolitik scheinbar sehr viel zu", sagt Markus Richert, Seniorberater bei Portfolio Concept Vermögensmanagement aus Köln. Unstrittig ist, dass die Notenbanken die Tendenz zu niedrigen Zinsen verstärkt haben. Die langfristigen Zinsen begannen aber schon Ende der 80er Jahre zu sinken – lange vor den QE-Programmen der Notenbanken.

Der Vorwurf der Enteignung durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zielt deshalb ins Leere. Denn die Zinsen bilden sich nach ökonomischen Gesetzen: "Sparer müssen sich darüber klar werden, dass sie etwas anbieten, was auf dem Markt nicht mehr gefragt wird", sagt Richert. Auch Notenbanken könnten das Prinzip von Angebot und Nachfrage nicht durchbrechen.

Vom Sparer zum Investor
Ordentliche Zinsen gibt es nur bei Wachstum und Vollbeschäftigung. Eine Zinserhöhung der Notenbank würde derzeit wenig ändern. Der Grund: Bereits bei dem jetzigen Zins von Null wollen zu wenige investieren. Wer einen Ertrag auf sein Kapital will, muss seine Anlagestrategie schleunigst anpassen und vom Sparer endlich zum Investor zu werden. "Langfristig ist die Aktie die erfolgreichste Anlageklasse überhaupt", sagt Richert. Sie erzielt im Schnitt acht Prozent Rendite im Jahr. (fp)