Vermögensprofi kritisiert ETF-Ignoranz vieler Berater
Vielen Privatanlegern entgehen die Vorteile börsengehandelter Indexfonds, weil Bankberater die Produkte außen vor lassen. Das sagt Marc-Oliver Lux von der Münchener Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner.
Börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds oder kurz ETF) gelangen viel zu selten in die Depots von Privatanlegern – trotz ihrer zahlreichen Vorteile. Dieser Ansicht ist Marc-Oliver Lux von der Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner in München. "Dabei lassen sich mit diesen kostengünstigen und in der Regel sehr transparenten Produkten mittlerweile nahezu jegliches Land, jede Region und Branche sowie verschiedenste Anlagestile abdecken", sagt Lux. Aktiv gemanagte Fonds dagegen seien teurer, weniger transparent und schnitten oft schlechter ab als ETF.
Doch an den meisten Privatanlegern geht der ETF-Trend vorbei, sagt Lux. In der Bankfiliale würden die Produkte nur selten angeboten, denn Banker seien eher Verkäufer als Berater. "Sie müssen die Produkte ihres Arbeitgebers an den Kunden bringen. Und ihr Arbeitgeber will natürlich Geld verdienen. Das ist mit ETFs fast unmöglich, weil die Gebühren extrem niedrig sind. Deshalb empfehlen viele Berater eher einen aktiv gemanagten Fonds", sagt Lux.
ETFs auf dem Vormarsch
Trotzdem sind Indexfonds auf dem Vormarsch: Profis haben die Vorteile der Produkte längst erkannt, auch sehr reiche Investoren setzen inzwischen vermehrt auf Indexfonds. Die jüngsten Entwicklungen an der Börse unterstützen diese Entwicklung, sagt Lux: "Aktive Fondsmanager hinken nicht nur aufgrund ihrer höheren Kostenstruktur den Indizes tendenziell hinterher." Offensichtlich führten das noch nie dagewesene Nullzins-Umfeld sowie sybillinische Notenbank-Äußerungen zu mehr Fehleinschätzungen oder übervorsichtigem Handeln bei den Fondsmanagern. (fp)
Kommentare
ETF - Totengräber der Börse
AntwortenIch tue mich schwer, die Argumente der ETF-Befürworter nachzuvollziehen.
gurniak@yahoo.de am 28.06.16 um 13:341.Der Kostenvorteil ist schön und gut, aber letztlich kann kein ´Vermittler, keine Vermögensverwaltung und keine Bank von nichts existieren. Also muss ich bei einem ETF-Depot Service- oder Verwaltungsgebühren nehmen, die zum einen die Gesamtrendite beeinflussen und zum anderen in sämtlichen Vergleichen nicht berücksichtigt werden (können). Nehme ich hier z.B. 1 % p.a. an Gebühren (und da ist schon die MwSt. mit drin), dann sehen die ETFs in vielen Fällen gar nicht mehr so gut aus. Alles andere aber als die Berücksichtigung solcher Kosten ist unseriös, da nur in der Theorie ein Kunde vollkommen kostenlos beraten wird bzw. das Depot verwaltet wird.
2. Es ist vollkommen normal, dass die Masse der Verwalter schlechter ist als der kleinere Teil. Das Pareto-Prinzip gilt letztlich überall. Anders ist es aber auch gar nicht möglich, da der Manager, der die "richtige" Entscheidung trifft, mindestens einen Kontrahenten braucht, der die "falsche" Entscheidung trifft.Und überhaupt: Wenn ich die schlechteren Manager aussortiere, dann verschiebt sich automatisch der Durchschnitt nach oben. Dann müssen auch eigentlich bessere ausscheiden, wodurch sich der Durchschnitt wieder nach oben schiebt. Am Ende bleibt nur noch einer übrig, der dann Geschäfte mit sich selber macht, oder?
3. ETFs sind Schmarotzer des aktiven Managements. Ohne aktive Manager kämen ja bestimmte Kursbewegungen gar nicht zustande.Angenommen, es gäbe in letzter Konsequenz nur noch ETFs. Zum einen gäbe es dann kaum noch Handel, da ja grundsätzlich keiner verkaufen würde, da aktives Handeln ja unsinnig wäre. Wo kein Verkäufer, da auch kein Käufer. Ausserdem wäre das System der Börse vollkommen ausser Kraft gesetzt. Was würde denn passieren, wenn wie im Vorjahr VW durch Manipulationen und entsprechende Zahlen seine Gewinnerwartung senken müsste, vielleicht sogar dauerhaft. Entweder passiert nichts, da ja im ETF alles unverändert bleiben muss oder es müssten ALLE Index-Werte verkauft werden, aber ein Verkauf nur von VW oder einer anderen Aktie, die möglicherweise in Schwierigkeiten gerät, wäre unmöglich. Wo aber ist dann der Sinn des Marktes. Davon abgesehen, dass die Entwicklung der Aktien sowieso nicht mehr vom einzelnen Unternehmen abhängt, sondern nur von der Höhe des Anteils am jeweiligen Index. Und Aktien, die in keinem gängigen Index beheimatet sind, werden kann ganz von der Börse genommen, oder....?
Für aktive Manager wird es auch immer schwerer, den Index zu schlagen. Da die DAX-Werte dann in der Theorie immer weniger schwanken müssten, kann ein aktiver Manager mit den Index-Werten (vor allen eines Index mit relativ wenig Werten) kaum noch besondere Bewegungen ausnutzen, da diese ja kaum noch stattfinden. Und Nebenwerte zu nutzen würde schwieriger, da dort der Handel immer mehr ausdünnen würde und somit keine vernünftigen Umsätze mehr möglich wären.
Da aber ETFs von großen Adressen nicht als Daueranlage gesehen werden, sollte es aber genau anders laufen. Durch die schnellen Umschichtungsmöglichkeiten sollten die großen Indices stärker schwanken, je mehr in ETFs angelegt wird. Das aber sollte aktiven Managern, die dann zu Absicherungsmechanismen greifen können, helfen können.
Da der normale Anleger die großen Verluste sowieso nicht aussitzt, wird dies dann wieder dazu führen, dass die Anleger der Börse den Rücken kehren oder das Anbieter, die wie wir die Entwicklung von Vergleichsindices ignorieren, dann profitieren. Wir hängen zwar in vielen Jahren dem Index hinterher, aber durch die Begrenzung der Drawdowns auf unter 20 % (Aktienmodell) bleiben uns die Kunden erhalten und durch die "Nicht-Verluste" lag die Durchschnittsrendite in der Vergangenheit bei rund 13 % p.a. Solange ich kann, werde ich auf aktive Fonds zurückgreifen, zumal ich da keine Transaktionsgebühren zahlen muss, sondern diese zum Rücknahmepreis erwerbe. Da wir darüber hinaus noch die Kickbacks erstatten, bliebt dann vom ETF-Kostenvorteil nicht mehr so viel übrig, wie gerne weis gemacht wird.
Leider werden diese Punkte auch in den Medien kaum diskutiert, sondern es werden immer nur die anscheinenden Vorteile hervorgehoben. Vielleicht liege ich ja mit diesem Zukunftsszenarium total falsch....ich lasse mich gerne überzeugen.
Klaus Gurniak
Portfolio-Manager standardisierte Fonds-VV
TAM AG