Leerverkäufe von Wertpapieren sind umstritten, besonders seit den jüngsten Spekulationen gegen den Dax-Konzern Wirecard. Stefan Wallrich, Vorstand von Wallrich Wolf Asset Management, hat jetzt vor einem generellen Verbot von Leerverkäufen für Aktien gewarnt. "Dies wäre ein direkter Eingriff in die Freiheiten und die Funktionalität der Aktienmärkte." Er befürchtet, ein solches Verbot könnte die Preisfindungsfunktion der Börsen beeinträchtigen, die Liquidität würde zurückgehen. "Dies hätte wiederum einen Anstieg der Transaktionskosten zur Folge." 

Für Wallrich gibt es einige "vollkommen legitime Motive für Leerverkäufe", wie er sagt. Schlechte Unternehmensmeldungen zum Beispiel oder eine aufkommende Abwärtsdynamik bei einzelnen Aktien oder dem Gesamtmarkt. Es könne auch sein, dass Anleger zu dem Schluss kommen, die Kurse lägen oberhalb des fundamental angemessenen Bewertungsniveaus. "Bei all diesen Punkten bieten Leerverkäufe eine sinnvolle Möglichkeit, bestimmte Kapitalmarkterwartungen in positive Renditen umzusetzen", sagt Wallrich. 

Instanzen müssen den Markt kontrollieren
Der Experte ist aber der Meinung, dass nationale Aufsichts- sowie Strafverfolgungsbehörden den Markt kontrollieren sollten, damit Spekulanten nicht zu aggressiv zu Werke gehen. Das ist in der Vergangenheit bereits geschehen: Im Rahmen der Finanzkrise 2008 hatte die Finanzaufsichtsbehörde Bafin für insgesamt sechs Monate Netto-Leerverkaufspositionen für verschiedene deutsche Finanztitel untersagt. (fp)