Börsengehandelte Indexfonds boomen: In Deutschland fließt mittlerweile mehr Geld in Exchange Traded Funds (ETFs) als in aktiv gemanagte Portfolios, zeigt eine Absatzstatistik von Morningstar für 2016. Der aktuelle ETF-Boom sei jedoch nahezu ausschließlich auf das auch bei Anlegern um sich greifende "Lemminge-Verhalten" zurückzuführen, sagt André Kunze, Geschäftsführender Gesellschafter der Prometheus Vermögensmanagement GmbH. "Anleger setzen bei der Geldanlage zunehmend auf die gleichen Pferde", so Kunze.

Indes lasse die Finanzindustrie Investoren glauben, sie hätten die passiven Produkte als Konsumenten exakt so nachgefragt. "Aber es wird wohl eher umgekehrt ein Schuh draus", sagt Kunze. Anleger ließen sich durch ETFs zur Durchschnittlichkeit verführen, findet er.

Zumal börsengehandelte Indexfonds auch Nachteile haben: So würden etwa Kontroll- und Mitsprachemechanismen ausgehebelt, die aktive Fondsmanager als aktive Aktionäre innehaben. Zudem lösen die Produkte eine "Überreizung von Marktbewegungen" aus, sagt Kunze: "Da Indizes auf Basis der Marktkapitalisierung zusammengesetzt werden und nur eine begrenzte Anzahl an Werten enthalten, führt die Flut an ETFs dazu, dass sich die Kapitalströme nur auf wenige, große Werte fokussieren."

Wer ETFs kauft, dem entgeht etwas
Zudem verpassen ETF-Anleger Chancen: "Je mehr Anleger sich über ETFs auf die großen, teuren Indexschwergewichte konzentrieren, desto mehr Chancen ergeben sich abseits dieser Pfade", so der Vermögensverwalter. Fundamental hervorragende Aktien außerhalb der Indizes blieben vielfach zunächst unentdeckt und unterbewertet, böten am Ende jedoch das bessere Chance-/Risikoverhältnis. Zudem bestimmten zunehmend Gleichgültigkeit und Größe die Märkte, wenn kaum noch jemand aktive Anlageentscheidungen trifft. "Nüchtern betrachtet steht der ETF-Boom also für die Resignation der Anleger vor den Märkten", sagt Kunze. (fp)